Braune Gesinnung

■ Alles andere als klinisch rein: die Fäkalstudie „Die Präsidentinnen“

Obszöne Witze haben zwei Themen: Sex und Exkremente. Sind sie lustig, provozieren sie ein befreiendes Lachen darüber, daß etwas angeblich Unaussprechliches doch im Klartext präsentiert werden kann. Intellektuelle obszöne Texte werden aber meist mit der falschen Meßlatte beurteilt: Gut, obwohl eklig, aber immerhin mit Anspruch.

Deswegen hier eine vorsorgliche Richtigstellung: Werner Schwabs Theaterstück Die Präsidentinnen bietet einen Text über Fäkalien, Sex und die Träume dreier Klofrauen, und dieser Text ist in seiner Obszönität sehr witzig. Der Anspruch ist definitiv da, aber er unterstützt die Komik und stört sie weiter nicht. Die Inszenierung von Nora Samaini, die am Montag im Theater in der Basilika Premiere feierte, befolgt diese Gewichtung genau. Deshalb sind ihre Präsidentinnen Unterhaltung im besten Sinne.

Die drei Frauen mit dem Alptraumberuf stellen eine Mini-Typologie des krankhaften Hygieneticks dar. Die resolute Erna (Angela Ascher) verkörpert die religiös motivierte Reinlichkeit. Darum ist sie auch in Karl Wojtyla verliebt, der in schöner Deutlichkeit als Fleischereibesitzer mit Marienerscheinungen vorgestellt wird. Bei Grete (Kerstin Römer), einer Karikatur der sauberen blonden Deutschen, wird deutlich eine braune Vergangenheit und Gesinnung spürbar. Mariedl schließlich (Iris Radunz) gibt sich hemmungslosem Masochismus hin: Sie will als Heldin ohne Gummihandschuhe die Aborte dieser Welt reinigen dürfen. Auf Kloschüsseln thronend, vereinen die Frauen ihre Träume zu einem grandiosen, herbeiphantasierten Fest, das, weil konsequent ausgeträumt, in einem echten Massaker endet.

Das Theater in der Basilika will in dieser Spielzeit neben den gewohnten, immer etwas zu biederen Komödien auch provozierende Stücke präsentieren. Die Präsidentinnen sind dafür ein guter Start: spannend, witzig und hintergründig, gut gespielt. Und alles andere als klinisch rein.

Barbora Paluskova

Nächste Vorstellung: Mo, 5. Oktober, 20 Uhr, Theater in der Basilika