Maschinenbauer besetzen Banken

■ Die Universal GmbH steht vor dem Konkurs, weil die Banken das Geld für die Sanierung verweigern. Die Belegschaft sieht das nicht ein

Berlin (taz) – Im baden-württembergischen Aalen an Geld zu kommen ist derzeit schwierig. Drei der vier größten Banken in der Kreisstadt halten ihre Schalter vorübergehend geschlossen, seit die 320 Beschäftigten des im Konkursverfahren steckenden Strickmaschinenherstellers Universal regelmäßig gemeinsam vorfahren und den Kundenverkehr blockieren. Am Montag hatten die Westhausener, die sich seit mehr als einer Woche im wilden Streik befinden, die Filialen der Deutschen, der Dresdner, der Commerz- und der landeseigenen L-Bank sogar bis spät in die Nacht hinein besetzt.

Sie waren erst abgezogen, als die Bankenvertreter einen Vorschlag zur Abwendung der Betriebsschließung ankündigten. „Der war aber unbrauchbar“, berichtet IG-Metall-Bevollmächtigter Roland Hamm am nächsten Tag. „Jetzt wird es knapp.“

Die Universal-Belegschaft wirft dem Bankenpool vor, sich Anfang September kurz vor der Bestätigung eines Vergleichs aus dem gemeinsam erarbeiteten Sanierungskonzept zurückgezogen zu haben. Ohne die 4 Millionen Mark, die sie hätten zahlen sollen, ging die Rechnung nicht mehr auf. Vergleichsverwalter Volker Grub leitete den Anschlußkonkurs ein.

„Mit dem geplatzten Konzept hätten wir die Universal mit 180 Arbeitsplätzen retten und für die restlichen 140 Beschäftigten eine Auffanggesellschaft gründen können“, sagt der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Johann Hornung, der Grub vorwirft, „mit den Banken gemeinsame Sache gemacht“ zu haben. Auch Gewerkschafter Hamm kann sich das schnelle Aufgeben des Vergleichsverwalters sonst nur durch „eine Schlampigkeit, die ich ihm gar nicht zutraue“, erklären. Angebote des Stuttgarter Wirtschaftsministeriums, die nach dem Rückzug der Banken erfolgten, habe er überhaupt nicht mehr ernsthaft berücksichtigt. Auch der vom Amtsgericht eingesetzte Konkursverwalter konnte ähnliche Verdächtigungen nicht ausräumen und bekam vom Betriebsrat Hausverbot. Nun suchen die Streikenden einen neuen Sequester, der „ein Interesse daran haben muß, daß aus dem Konkurs ein neues Unternehmen hervorgeht“ – mit möglichst vielen Arbeitsplätzen.

Der Vorschlag, den die Bankenvertreter nach der Besetzung am Montag gemacht haben, hilft da tatsächlich nicht viel weiter: Sie hatten erklärt, „die Vermögenswerte freistellen“ zu wollen. Das würde den Beschäftigten beispielsweise den Verkauf der auf dem Firmengelände gelagerten fertigen Strickmaschinen ermöglichen. „Davon hätten wir aber nur kurzfristig etwas“, erklärt Hamm. Die Kosten für einen wieder laufenden Betrieb wären damit nicht einmal ansatzweise zu decken. Die Beschäftigten fordern, daß die Banken drei Monate lang die Löhne finanzieren. Hornung: „Das müßte reichen, ein neues Konzept zu erstellen.“ Bis sich keine andere Perspektive ergebe, halte man das Werk „einfach weiter besetzt“. Beate Willms