Kartoffelkopfsalat

Schöne Parodien, schale Sentimentalität: MäGäDäm im Schmidt Theater  ■ Von
Barbora Paluskova

Das Reich der nur beinahe menschlichen Wesen ist MäGäDäms Spezialität. In ihrer letzten Großproduktion auf Kampnagel, Per Anhalter durch die Galaxis, war der Star aus Blech: Der depressive Roboter Marvin schaffte es spielend, den übrigen Darstellern die Show zu stehlen. Seitdem ist ein Jahr vergangen, MäGäDäm hat ein neues Programm mit dem Titel Vollgas sofort, und der Chef der Truppe heißt jetzt Heinz.

Die Handpuppe mit dem riesigen Kartoffelkopf ist genauso miesepetrig wie Marvin, hat aber einen schwereren Stand. Denn der Erfinder des Maschinenmännchens war Douglas Adams, und der Erfolg des Weltraumabenteuers war in erster Linie dem Bekanntheitsgrad der literarischen Vorlage zu verdanken. Heinz dagegen ist allein auf die Erfindungsgabe seiner „Untergebenen“ angewiesen. Und obwohl Andrea Bongers, Rolf Claussen, Jo Jacobs und Ralf Schwarz wenigstens in Hamburg seit Jahren leidlich berühmt sind – den Kultstatus, den sie sich zuschreiben, werden sie mit Vollgas sofort wohl eher untergraben.

Die Show gastierte bereits bei den Zelttheaterwochen im Schanzenpark und ist nun im Schmidt Theater zu sehen. Worin ihre Schwäche liegt, ist gar nicht so leicht herauszufinden. Der sammelsuriale Charakter allein kann es nicht sein und auch nicht die höchst unterschiedliche Qualität der Lieder und Witze. Denn die besten Nummern bringt MäGäDäm noch vor der Pause, an sich das richtige Timing, um das Publikum in gnädige Stimmung zu versetzen. Doch selbst ihre recht originelle Idee, „Child In Time“ und „Smoke On The Water“ zum Blockflötenquartett umzuschreiben, wurde im Schmidts merkwürdig kühl aufgenommen. Etwas mehr Applaus gab es für das Girl von Ipanema, das in Andrea Bongers' Interpretation als fetter Schwabbelkloß mit belegten Broten den Strand plattwalzt. Neben diesen wirklich gelungenen Parodien und einem live vertonten Stummfilm mit Heinz als Vampir gab es Lieder zu hören, deren Humor wohl „heiter“ heißen muß, aber auch zahnlos genannt werden darf. Die gingen gerade noch durch. Aber mit gefälligen Songs an der Grenze zum Schlager, ganz ohne Scherz, dafür mit melancholischen Versen über die Gefühlskälte im Herbst, konnten die meisten Zuschauer rein gar nichts anfangen.

Die zwei Hampelsketche „Rap im Stau“ und „Jazz und Lyrik“ belegen vielleicht am deutlichsten den Fehler des Programms: MäGäDäms Stärke ist (neben Marvin und Heinz) die musikalische Parodie. Die schauspielerische weniger. Und Sentimentalitäten sollten sie lieber ganz weglassen.

Do., 1. bis Sa., 3. Oktober, 20 Uhr; So., 4. Oktober, 19 Uhr, Schmidt Theater