Eine Fixerstube für St. Pauli

■ Hamburgs sechster Druckraum „Stay Alive“ eröffnet

Gestern nachmittag nahm der sechste Gesundheitsraum in Hamburg seinen Betrieb auf. Die Drogenberatungsstelle „Stay Alive“ in der Davidstraße auf St. Pauli bietet 20 Stunden pro Woche Abhängigen die Möglichkeit, sich unter streßfreien Bedingungen und medizinischer Aufsicht ihren Schuß zu setzen. „Die Öffnungszeiten sollen noch ausgeweitet werden“, sagte Mitarbeiterin Inga von Knobelsdorff, denn vergleichbare Einrichtungen öffnen rund 40 Wochenstunden. Augenblicklich gebe es noch personelle Engpässe.

Das neue Angebot im „Stay Alive“ ist Teil des Dezentralisierungskonzepts der Sozialbehörde. Um die szenenahen Viertel St. Georg und Schanze zu entlasten, sollen drei Fixerstuben in anderen Quartieren in bestehende Beratungsstellen integriert werden; im „Stay Alive“ auf St. Pauli, in Ottensen – dort arbeitet der Gesundheitsraum seit zwei Wochen – und im „Café drei“ in Eimsbüttel. Außerdem soll für abhängige Prostituierte im „Ragazza“ ein Angebot entstehen, sobald die St. Georger Einrichtung neue Räume gefunden hat. Die Druckraumpläne für Eimsbüttel sind zur Zeit allerdings von massiven AnwohnerInnenprotesten bedroht. Die Gegner wollen einen Bürgerentscheid organisieren.

Ob das Ziel des Senats, die Szeneviertel mit dezentralen Einrichtungen zu entlasten, realistisch ist, wird von den Drogenhelfern nach wie vor bezweifelt. „Wir erwarten nicht einen Andrang wie in St. Georg und der Schanze“, so Knobelsdorff vom „Stay Alive“. Es hänge davon ab, ob die Junkies mit ihrem Stoff, den sie am Haupt- oder Sternschanzenbahnhof kaufen, nach St. Pauli zurückfahren.

Nach Behördenangaben kosten die sieben Druck- und zwei Rauchplätze im „Stay Alive“ rund 200.000 Mark jährlich. Für die Umbauarbeiten zahlte die Stadt 135.000 Mark. sim