Mann des Ausgleichs für Albanien

■ Der designierte Regierungschef Pandeli Majko beginnt mit der Kabinettsbildung. Er hat sich einen Namen als Vermittler gemacht. Dennoch will die Opposition ihre Proteste fortsetzen

Tirana (rtr/AFP) – Der designierte albanische Ministerpräsident Pandeli Majko hat gestern mit den fünf Parteien der bisherigen Koalition Verhandlungen über eine Regierungsneubildung aufgenommen. Majko wollte nach eigenen Angaben innerhalb von 24 Stunden die neue Regierungsmannschaft zusammenstellen. Präsident Rexhap Meidani hatte Majko am Dienstag abend nach dem Rücktritt des bisherigen Ministerpräsidenten Fatos Nano mit der Regierungsbildung beauftragt. Der erst 30jährige Generalsekretär der Sozialistischen Partei avanciert damit zum jüngsten Regierungschef Europas.

Die oppositionellen Demokraten kritisierten Meidani, weil er sie vor der Berufung Majkos nicht um Rat gefragt habe. Vili Minarolli, ein führender Demokrat, nannte Majko eine „Marionette“ Nanos und kündigte die Fortsetzung der Oppositionsproteste an. Auch Majko habe sich am Regierungsterror gegen die Opposition beteiligt. Die Opposition fordere statt der Ernennung Majkos eine Übergangsregierung und vorgezogene Neuwahlen.

Majko verfügt nicht über Regierungserfahrung, er hat sich aber einen Namen als geschickter Vermittler zwischen Sozialisten und oppositionellen Demokraten unter Führung von Sali Berisha gemacht. Der Mann aus Korca, rund 180 Kilometer südlich von Tirana, hat weder eine kommunistische Vergangenheit, noch gehört er irgendeinem politischen Flügel seiner Sozialistischen Partei an. Nicht einmal der Opposition sind irgendwelche Verstrickungen Majkos in Korruptionsskandale bekannt.

Die politische Karriere Majkos verlief steil. Die Öffentlichkeit wurde erstmals 1990 auf ihn aufmerksam. Damals hatte er gerade sein Ingenieur-Diplom sowie ein Vordiplom in Jura in der Tasche und stand an der Spitze der Studentenproteste, die zum Sturz des kommunistischen Regimes führten, das von Enver Hodscha begründet worden war. 1991 trat Majko der Sozialistischen Partei bei, 1992 wurde er als Abgeordneter ins Parlament gewählt. Bis 1995 leitete er ein sozialistisches Jugendforum; im August vergangenen Jahres wurde er Generalsekretär der Partei. Nano hatte Majko selbst zum neuen Regierungschef vorgeschlagen.