Verbannung ins Obdachlosenheim

■ Bauwagenbewohner sollten gestern aus Wilhelmsburg abgeschoben werden

Der Konflikt um die bewohnten Bauwagen in Wilhelmsburg hat sich gestern verschärft. Obwohl sich der Staatsrat im Senatsamt für Bezirksangelegenheiten, Hans-Peter Strenge (SPD), für eine „sanfte Lösung“ stark machte, preschte gestern der Bezirk Harburg vor. Am Vormittag übergab die Wilhelmsburger Vize-Ortsamtsleiterin Anita Schmidtke den Bauis eine Räumungsverfügung, die sie aus dem Bezirk Harburg verbannt. Sonst werde pro Wagen ein Ordnungsgeld von 2000 Mark verhängt.

Gleichzeitig stellte das Bezirksamt für 14.30 Uhr ein Ultimatum, wonach die Gefährte aus dem Park vor dem Ortsamt zu entfernen seien, andernfalls würden sie beschlagnahmt. Die BewohnerInnen sollten dann in einem Obdachlosenheim untergebracht werden.

„Wir können dagegen nichts machen“, bedauert Annette Pflaum, Sprecherin der Bezirks- und Justizbehörde. „Wir können die Sache nicht an uns ziehen. Das ist allein die Angelegenheit des Bezirks Harburg.“ Auch der Leiter des Wilhemsburger Ordnungsamtes, Manfred Schröder, der die Räumungsverfügung vollziehen sollte, machte seinem Unmut Luft: „Es müssen einfach Freiräume geschaffen werden“, verteidigte er die Wohnform. „Aber die Politiker ignorierten bisher unsere Ermahnungen.“ Auch Harburgs Rechtsdezernent Michael Lindau macht keinen Hehl daraus, daß es weniger um die Einhaltung des Bauwagengesetzes geht, sondern darum, Wilhelmsburg bauwagenfrei zu halten.

Obwohl am Nachmittag bereits Polizei und Abschleppwagen aufgefahren waren, ließ Lindau das Ultimatum verstreichen, nachdem die Bauis zugesagt hatten, am frühen Abend wegzufahren. Wohin auch immer. kva