■ UrDrüs wahre Kolumne
: Schnaps zum Feiertag

Nach mehr als dreieinhalb Jahrzehnten des mäßigen bis übermäßigen Genusses von Cannabis in den unterschiedlichenAnwendungsformen ersuche ich Freunde, Bekannte und Gönner, mir künftig keine Hanfprodukte mehr anzubieten oder gar zum Geschenk zu machen. Wie ich meiner bevorzugten tageszeitung entnehmen mußte, fand kürzlich im Städtchen Hennef mit 150 Ausstellern aus 15 Nationen die 3. Fachmesse Cannabusiness statt. Dort soll ein Michael Karius (Bruder von Baktus?)) für das Nova-Institut erklärt haben, daß Hanf nunmehr „reif für größere Industriezweige, wie zum Beispiel die Autoindustrie“ sei, und eine Berliner Treuhanf AG rühmte sich ernsthafter Verhandlungen mit VW über die limitierte Auflage eines Hanf-Golf mit Hanffasern in Türinnenverkleidungen und Handschuhfächern. Die Legal-illegal-scheißegal-Party is over, und bevor wir uns demnächst mit genmanipuliertem Schimmelafghan von Monsanto das Hirn verblasen lassen, trinken wir dann lieber öfter mal ein prinzipienfestes Bier aus mittelständischer Braukunst ohne Dosenhaltung!

Ein Institut für schulbegleitenden Unterricht bietet dieser Tage „allen geplagten Eltern von Problemschülern“ Hilfe per Postwurfsendung an und dokumentiert seine Begeisterung für rabenschwarze Steißtrommler-Pädagogik mit den Worten „Energische Lehrkräfte lassen der Verweigerung keine Chance. Unser Erfolgsrezept ist nicht grenzenloses Verständnis, sondern Einsatz ohne Grenzen“. Kurzdiagnose: Alles Arschlöcher!

Da will man vom AStA der Uni Bremen viele viele Taler für die jugendlich-ungestüme Wahrnehmung eines politischen Mandats, während Nadine und Oliver vom AStA der Uni Hamburg straffrei bleiben, obwohl sie für eine Diskussionsveranstaltung einen Vertreter der Deutschen Volksunion eingeladen hatten. Als korrekte Anrede im Einladungsschreiben an den Landesverband erschien diesen jungen Menschen übrigens „Hallo, DVU!“ So ergeht es Angehörigen einer Generation, die den Hass nicht mehr gelernt hat!

In argumentativer Nachbetrachtung zur Bundestagswahl verfolge ich im Zug zwischen Nienburg und Bremen diesen Dialog: „Schröder gewählt?“ „Na klar. Der räumt jetzt gnadenlos auf, ich freu mich schon auf das Gejaule der Gewerkschaften!“

Obwohl in der Welfenmetropole Schröders Lieblings-Italiener den hohen Gast mit der zahnfleischintensiven Bella Bionda an der Seite nur noch selten zu sehen bekommt, lässt sich hannöverscher Frohsinn nicht an die Kette legen. Die „antinationale Konferenz“ mit Katzenjammerfrühstück am Tag nach den Feiern zur Einheit wird dort unter dem Motto begangen „Mein Skateboard ist mir wichtiger als Deutschland“. Eine vielschichtige Parole, mit der man auch als Gegner großkarierter Flatter-Bermudas ganz gut leben kann ...

In einem Gröpelinger Sonderpostenmarkt wurde nach mir zugegangenen Informationen leider nur einen Tag lang eine bis Ende 1998 haltbare Obstkonserve aus der Volksrepublik Bulgarien mit einem stilisierten Bild von Georgie Dimitrov vertrieben. Wer noch eine Blechbüchse mit diesem Dessert auf Halde hat, möge mich doch bitte zum Essen einladen. Ich bringe dann ein Fläschchen vor-wendigen Wodka aus Georgien zur Verdauung mit, und gemeinsam sollten wir dann 81 Jahre nach der Großen Oktoberrevolution „O du lieber Augustin / alles ist hin“ singen. Alkohol kann sehr nützlich sein, um Geschichte verdaulich zu machen.

Unter allen Besuchern des heutigen UrDrü-Programms „Bremen kackt ab“, die in der GaDeWe irgendeinen Beleg ihrer revolutionären Vergangenheit vorlegen (z.B. Haftbefehl, Mitgliedskarte der Liga gegen den Imperialismus, SDAJ-Spendenquittung, Zahlungsaufforderung wg. Beförderungserschleichung), wird zum Nationalfeiertag eine Buddel der lettischen Schnapsspezialität Lietuviska Kristaline verlost von

Ulrich „Volksfreund“ Reineking