Kommentar
: Absurde Situation

■ Alles beim alten in Oslebshausen

Ein Kommentar zum Knast? Noch einer? Knapp zwei Jahre lang haben sich ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß und das Amtsgericht mit den Zuständen in der Justizvollzugsanstalt Oslebshausen befaßt. Der Staatsrat ist zurückgetreten, der Knastchef wurde ausgewechselt. Justizsenator Henning Scherf (SPD), der von allen das meiste Geld verdient, hatte angeblich die wenigste Verantwortung und blieb – allen Rücktrittsforderungen zum Trotz. Zwei Beamte wurden wegen Körperverletzung im Amt verurteilt. Doch in Oslebs ist alles beim alten.

Sexualstraftäter werden nach wie vor von ihren Mithäftlingen bedroht und verprügelt. Ob die Vorwürfe stimmen oder nicht – die Anstalt läßt die Häftlinge lieber gleich wieder frei, weil sie ihnen auch im Ernstfall nicht helfen kann. Eine absurde Situation. Die Häftlinge, denen man den Wunsch nach Freiheit nicht verdenken kann, nutzen die Situation aus. Schließlich beschleunigt eine behauptete Bedrohung die Verlegung in den offenen Vollzug. Das zeigt der Fall Alfred K.

Und der Gipfel des organisierten Chaos: Anstatt nach dem Hamburger Vorbild endlich Haftplätze für Sexualstraftäter zu schaffen, um sie therapieren und schützen zu können, importiert Bremen lieber Häftlinge aus Niedersachsen – damit die Anstalt noch voller und chaotischer wird. Kerstin Schneider