Einheitsfeiern, die man nicht vergessen kann

■ Zum fünften „Deutschlands Fest“ gibt es ein Nilpferd und einen schwarzrotgoldenen Autokorso

Es ist ein gedenkwürdiger Tag, der Tag der deutschen Einheit. Doch leider fällt das diesjährige „Deutschlands Fest“ – wie schon die vorherigen vier – wieder so aus, daß man es am liebsten vergessen möchte. Kann man aber nicht. Dafür sind die Zahlen zu erschlagend. Zwei Kilometer lang ist der Umzug, 2.000 Teilnehmer und 30 Festwagen sind angekündigt, rund 250.000 Zuschauer werden erwartet. Man muß einfach zur Kenntnis nehmen, daß es ein „internationales Bettenrennen“ mit sieben Betten geben wird und daß siebzig Pferde, neun Kamele, vier Ziegen und ein Nilpferd für die nötige Verbundenheit sorgen. Das Nilpferd soll übrigens die Einheit der Zoos in Ost -und Westberlin symbolisieren.

Organisator des Festes unter der Schirmherrschaft von Rita Süssmuth ist wie seit dem ersten „Deutschlands Fest“ vor fünf Jahren die Produktionsfirma „LiveLine“. Die Firma mit Büros in Berlin und Wiesbaden produziert Sendungen wie „Ein Herz für Kinder“, die Silvestergala am Brandenburger Tor und Schlagersendungen. Federführend ist ein Mann vom Fach: der ehemalige ZDF-Unterhaltungschef Wolfgang Penk. Der muß beim ZDF gute Arbeit geleistet haben, denn der Sender ist der einzige, der das Spektakel wieder live in voller Länge überträgt. Sponsoren sind neben der Deutschen Bahn und der Post die „Zentrale Marketinggesellschaft der Deutschen Agrarwirtschaft“, die die 16 Bundesländer-Stände bestückt. Über die Kosten schweigen die Organisatoren.

Wenn sich der Zug um 13.45 Uhr an der Siegessäule in Bewegung setzt, werden auf dem Hermannplatz die letzten Takte des Deutschlandliedes verklungen sein. Das will dort die Junge Union Neukölln abspielen als Abschluß ihres „traditionellen Autokorsos“, den sie alljährlich zum Tag der Einheit durchführt. „Das ist vor drei Jahren als Sternfahrt aus vielen Bezirken entstanden“, sagt der Neuköllner JU-Vorsitzende Sascha Steuer (!). „Jetzt ist nur noch die JU Neukölln übriggeblieben“, klagt er. Unter dem Motto „Jetzt erst recht!“ soll sich der tapfere Rest, „sechs bis sieben Wagen“, um 12 Uhr am U-Bahnhof Rudow mit schwarzrotgoldenen Flaggen gen Osten in Bewegung setzen.

Wem das noch nicht abgefahren genug ist, der kann es auf dem achten Bürgerfest des Regierenden Bürgermeisters im Roten Rathaus probieren. Dort stehen ab 16.30 Uhr Senatoren und andere wichtige Politiker zum Gespräch bereit. Bei dem Fest unter dem Motto „Theodor Fontane in Berlin und Brandenburg“ tritt unter anderem das Musikkorps des Grenzschutzpräsidiums Ost auf. Noch Fragen? Barbara Bollwahn