Betr.: Deutscher Nationalhymne

Feierlich soll es zugehen morgen in Hannover, beim deutschen Nationalfeiertag. Doch ein Streit spaltet unser Volk, ausgerechnet am Tag der Einheit. Ein Medley wird vorgetragen, das einen Schlager und die DDR-Nationalhymne mit „Einigkeit und Recht und Freiheit“ mischt. Eine „unwürdige Verhunzung“, fand Peter Hintze, Generalsekretär der CDU, im Wahlkampf.

Ein Jungkomponist aus dem Rheinland fühlte sich hingegen inspiriert. Im Interregio Kassel– Köln las Roman Beilharz, 26, in der taz über den Hymnenstreit – und zückte noch im Zug Stift und Notenpapier. An deutschen Landen vorüberziehend, komponierte Beilharz „wie vom Wahn befallen“. Daheim im Tonstudio wurde orchestriert, harmonisiert, aufgenommen; zwei Tage und zwei Nächte lang. Ergebnis: eine „Hymne für das neue Deutschland“. In zwei Strophen beschwört der Diplomschlagzeuger das „Wir“-Gefühl, das „uns“ nicht nur für „das ganze deutsche Land“ stark machen soll, sondern auch „für Europa und die Welt“ – denn „jeder Mensch zählt“. Getragen wird das sakrale Pathos nationalhymnengerecht von einer jubelnden Trompete und fidelen Geigen, von schmetternden Hörnern und erhabenen Paukenschlägen. Und natürlich von viel Trommelwirbel.

Jetzt wartet der Komponist auf eine Reaktion aus Bonn. Werner Schulz, bündnisgrüner Fürsprecher einer neuen Nationalhymne, hat das Werk schon auf dem Tisch. „Ich wollte seinen Gedanken Blut in die Adern schießen“, sagt Beilharz. Er hofft, daß eine neue Hymne für die rot- grüne Bundesregierung das vorrangigste kulturpolitische Projekt ist. Und auch die taz ist sich ihrer nationalen Verantwortung bewußt. Die „Hymne für ein neues Deutschland“ steht auf den Seiten „Aktuelles“ in der digitaz: www.taz.de für alle, die realaudio hören können. Kerstin Willers