Billiges für Sozialhilfeempfänger

■ Das holländische Vorbild ist Bremen zu teuer: Die privaten Arbeitsvermittler von „Maatwerk“ erhalten Absage / Stadteigener Betrieb soll billiger sein und Vermittlungsagentur aufbauen

Bremens SozialhilfempfängerInnen sind dieser Stadt offenbar keine zusätzliche Mark mehr wert. Während andere Städte ihren SozialhilfeempfängerInnen mithilfe privater Agenturen Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt beschaffen und dafür Vermittlungsprämien berappen, wählt Bremen die billigste Variante: Der stadteigene Betrieb „Werkstatt Bremen“ erhiält nach dem Willen der Sozialdeputation den Zuschlag für eine Bremer Vermittlungsagentur – weil sie das kostengünstigste Angebot machte. Die holländische Jobagentur „Maatwerk“, das Vorbild für die Bremer, blitzte dagegen neben anderen Bewerbern ab – wegen zu hoher Vermittlungsprämien für ihre privatwirtschaftliche und somit gewinnorientierte Arbeit.

Der Auftrag für eine Bremer Vermittlungsagentur war vom Arbeitsamt sowie dem Sozial- und Arbeitsressort europaweit ausgeschrieben worden. Im Vorfeld hatte die holländische Agentur „Maatwerk“ (vgl. Kasten) in Bremen bereits für positiven Gesprächsstoff gesorgt – zuletzt bei einer Veranstaltung der Grünen. Die Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck hatte wegen der hohen Maatwerk-Erfolgsquoten in anderen Städten gesagt: „Möglicherweise müssen wir generelle Vorbehalte gegen die Privatisierung von Arbeitsvermittlung überdenken“. Auch SPD-Sozialsenatorin Tine Wischer (SPD) gab sich aufgeschlossen, so daß Voreilige bereits behaupteten: Auch Bremen holt Maatwerk ins Haus.

Doch jetzt kommt alles anders: „Die Werkstatt Bremen hat das kostengünstigste Angebot vorgelegt“, sagt Jörg Henschen, Sprecher von Arbeitssenator Uwe Beckmeyer (SPD). Die Verträge mit dem stadteigenen Betrieb, der bislang Beschäftigungsmaßnahmen im sogenannten zweiten Arbeitsmarkt organisierte, werden gerade vorbereitet. Eine neue Firma soll „ausgegliedert werden“, erklärt Werkstatt-Abteilungsleiterin Anna Reiners. Dafür werde es neues Personal, ein neues Büro und einen neuen Namen geben. Die künftige Aufgabe: In einem Jahr 300 SozialhilfeempfängerInnen, Langzeitarbeitslose und ABM- sowie BSHG-19-MaßnahmeteilnehmerInnen in den ersten Arbeitsmarkt vermitteln – „nach der Maatwerkmethode mit einem paßgenauen Ansatz für die einzelnen Bewerber“, so Reiners. Dafür erhält die Agentur pro Kopf eine Vermittlungsprämie von rund 3.000 Mark, die gemeinsam vom Arbeitsressort, dem Arbeitsamt sowie aus dem Sozialressort finanziert werden. „Maatwerk“ dagegen hatte um die 6.000 Mark verlangt.

Mit dem Kostenargument begründet jetzt auch die CDU ihr positives Votum für die Werkstatt Bremen. „Wir hätten eigentlich lieber Private am Start gesehen“, sagt Uwe Siefert, arbeitsmarktpolitischer Sprecher der CDU. Jetzt bleibe die Agentur nämlich „in der Hoheit der Stadt“ und würde nur „kostendeckend arbeiten“. Aber die Werkstatt habe eben das günstigere Angebot gemacht: „Diesen Zwängen muß ich als Volksvertreter gehorchen“, sagt Siefert: „Jetzt zählt das Resultat. Ich hoffe, daß die Werkstatt das hinkriegt.“

Daran haben die Grünen jetzt überraschenderweise keinen Zweifel mehr: Die sozialpolitische Sprecherin Karoline Linnert befürwortet ganz im Gegensatz zur Bundespolitikerin Marieluise Beck die Arbeitsvermittlung in staatlicher Hand: „Da bin ich ganz sozialpolitisch. Der Staat hat schließlich einen Hilfsauftrag.“ Außerdem organisiert die Werkstatt Bremen schon das Programm „Arbeit statt Sozialhilfe“ für alle unter 27 Jahren. „Das geht dann Hand in Hand“.

In den Niederlanden dagegen seien staatliche Agenturen in der Vergangenheit alles andere als erfolgreich gewesen, berichtet Maatwerk-Geschäftsführer Jos Beerends. „Da ist eben die Bürokratie am Werk“, sagt er – während bei Maatwerk das eigene finanzielle Risiko schon Anreiz genug sei, um so erfolgsorientiert wie möglich zu arbeiten. kat