Reden für die Kunst

■ Was sich die Kulturbehörde für das Expo-Jublejahr 2000 ausgedacht hat

Ein kulturpolitisch seltenes Ereignis begab sich am Montag abend im Kölibri am Hein-Köllisch-Platz: Der Senatsdirektor der Kulturbehörde, Volker Plagemann, der Referatsleiter für Kunst im öffentlichen Raum, Achim Könneke, und Kunstvereinsdirektor Stephan Schmidt-Wulffen stellten 50 Hamburger Künstlern die Planungen für das noch namenlose Großprojekt um die Kunstmeile zum Jahr 2000 vor. Eingefordert hatte diese Transparenz die Initiative „Kulturpolitische Opposition – KPO“. Es irritierte so manche, daß millionenschwere Planungen zum EXPO-Jubeljahr vorangetrieben werden, während die Kultursenatorin fünf Hamburg-Stipendien strich – immerhin die Hälfte dieser Nachwuchsförderung zum nicht umwerfend hohen Gesamtbetrag von 96.000 Mark.

So ist die Stimmung in der Künstlerschaft gereizt, auch wenn „Kunst im öffentlichen Raum“ ein ganz anderer Etat ist. 80 Prozent dieses Geldes werden nun von 1998 bis 2001 zusammengefaßt, um nach dem „weitergehen“-Prozeß (1996-1998) oder dem „Hamburg Projekt“ von 1989 wieder in einer konzentrierten Aktion zu demonstrieren, wo die Diskussion in diesem von Hamburg ziemlich einzigartig vorangetriebenen Kunstbereich steht. Und da holt die Praxis die Theorie ein. Denn es geht nicht an, im internationalen Diskurs über Beteiligungsmodelle zu disputieren und vor Ort in geschlossenem Kreis eine standortattraktive Superschau zu organisieren. Trotz dieser Anwürfe betonte die Kulturbehörde, solches auch nicht zu wollen, und erläuterte die Abstimmungsprozesse zwischen dem losen Interessenverband „AG Bildende Kunst“, dem offiziell bestellten Beratergremium „Kunstkommission“, der Kulturbehörde und den Kuratoren, die nicht nur den meisten Künstlern bisher weitgehend unbekannt waren.

Mit einem gewissen Staunen konnten die Offiziellen nun eine neue Basisbewegung der Szene zur Kenntnis nehmen und betonten Gesprächsbereitschaft. Das schien für beide Seiten so bemerkenswert, daß es zu weiteren inhaltlichen Überlegungen zwischen institutioneller und nichtinstitutioneller Kunst nicht mehr kam. Mal schauen, wohin dieser Aufbruch führt. Hajo Schiff