■ Soundcheck
: Swell / Bunker-Party

Gehört: Swell. David Freel ähnelt immer mehr den Leuten, über die er singt. Die Kappe trägt der Ami tief ins Gesicht gezogen, hinten schaut ein strähniges Stück Haare heraus. So fällt er nicht auf, wenn er durch Tenderloin streift, dem reichlich heruntergekommenen Stadtteil San Fransiscos, in dem seine Formation Swell gegründet wurde, den sie einst verließ und in den sie jetzt wieder zurückgekehrt ist. Gute Laune haben die Kalifornier noch nie verbreitet, und irgendwie darf man bezweifeln, daß Freel es ernst meint, als er am Dienstag im schändlicherweise nicht richtig vollen Logo schon mal „Fröhliche Weihnachten“ wünscht. Nicht nur deshalb, weil ein sehr schöner Song auf dem neuen Album „I Hate Christmas“ heißt.

Schlechte Laune, mentale Dämmerung – das sind die Stimmungslagen, die bei Swell zu einer ganz eigenen Dynamik führen. Daß diese etwas bewegungsscheuen weißen Jungs nun schon seit Jahren vor und nach ihren Shows Swing der Vierziger auflegen lassen, ist mehr als eine Marotte. Hier finden sie den musikalischen Puls, der sie antreibt, auch schon mal an die zwei Stunden zu spielen. Als schöner schwerer schwarzer Flow ergießt sich auch das Konzert in der Grindelallee über die Hörer, Musik wie geschmolzenes Blei. Und ganz und gar irrelevant ist die Frage, ob das gerade ein neuer oder ein alter Song ist, den sie da intonieren. Zeitlos – alle Welt wäre das gerne, Swell sind es tatsächlich. cbu

Heute abend: Bunker-Party. Was passiert, wenn die üblichen Verdächtigen und Ton-Monopolisten der Stadt schweigen. Die „Bunker“-Initiative will zeigen, was in Hamburgs Übungsräumen vor sich geht. Doch dieses ehrenwerte Ansinnen hindert die Organisatoren nicht daran, auf ihrem gerade herausgekommen Sampler mit einigen renommierteren Namen Eindruck ein bißchen zu schinden. Unter anderem ist zum Beispiel Herr Guz von den Aeronauten vertreten, ein nicht ganz unbekannter Schweizer. Aber das ist schon in Ordnung, wenn das Projekt dadurch Aufmerksamkeit erhält. Zur Präsentation der graphisch leider ein bißchen grob geratenen Sammel-CD stehen heute abend auf dem Programm: Motorsheep, Electric, Painted Rats, Phon, Müde 237 und Soup de Nüll. cbu

21 Uhr, Schlachthof