Stelzenautobahn mit Ampel

■ Neustädter nehmen „vielleicht drittklassige“ Entlastung durch die A 281 ruhig auf / Baubeginn ist für 2002 angepeilt / 2006 soll die bis zu zehn Meter aufgebockte Hochstraße fertig sein

In Sachen Stadtautobahn A 281 präsentierten sich Bausenator Bernt Schulte (CDU) und sein oberster Verkehrsplaner Gerd-Axel Ahrens am Dienstag abend im Neustädter Beirat als Kämpfer zwischen Baum und Borke. Zwar sei jetzt „möglicherweise nur die zweit- oder drittbeste Lösung“ für den zweiten Autobahnbauabschnitt zwischen Arsten und Güterverkehrszentrum GVZ herausgekommen, räumte Ahrens ein. Aber nach fast 20jähriger Planung und Debatte auch mit dem zuständigen Bundesverkehrsministerium freute sich der Bausenator dennoch: „Die Autobahn, das mit Abstand wichtigste Verkehrsprojekt Bremens, wird gebaut.“ Ein Sieg, denn man habe vor der Entscheidung gestanden, „entweder diese Lösung – oder keine Verkehrsberuhigung der Neuenlander Straße.“ Dem Bonner Druck sei allerdings eine anwohnerfreundlichere frühere Variante mit Tunnel und Tieflage geopfert worden. „Kostengründe.“

Aus Kostengründen übernimmt das Land Bremen auch – das ist unüblich im Bundesautobahnbau – 105 Millionen Mark der Gesamtkosten von 465 Millionen für das Teilstück; Ausgaben für Verkehrsberuhigung in den Stadtvierteln und für Lärmschutz sind darin noch nicht enthalten. Im Jahr 2006 soll die Trasse, die den Verkehr vom Güterverkehrszentrum GVZ in Woltmershausen vierspurig Richtung Autobahnzubringer Arsten an den überregionalen Verkehr voranbringt, fertig sein. „Eine spätere Weserquerung mit privaten Mitteln zu erreichen bleibt möglich“, so Schulte. Jetzt werde das Planfeststellungsverfahren vorbereitet, „wo jeder Betrofffene zwölf Monate lang ab Juni 1999 seine Anregung zu bedenken geben kann.“

Solche „Anregungen“ sind absehbar – auch weil die Straße jetzt auf hohen Stelzen daherkommt. Das macht Auffahrprobleme – „und der Schall fällt ja auch nicht runter“, zweifeln viele NeustädterInnen, ob die versprochene Entlastung sich wirklich einstellen wird. Künftige Lärm- und Abgasbelastungen sind mangels aktueller Untersuchungsergebnisse jedoch noch nicht überschaubar.

Über die Trassenplanung in ihrer letzten Variante E4 ist mehr bekannt: Von der Senator Apelt-Straße beim GVZ aus wird die Straße zwar weitgehend ebenerdig verlaufen und die Bahnlinie Richtung Oldenburg sowie die Bundesstraße 75 unterqueren. Dann jedoch beginnt ihr Aufstieg. So soll die A 281 die Duckwitzstraße bereits überqueren. Dort wird die Fahrbahn dann auf einer Höhe von rund 6 Meter 50 liegen und über der Richard-Dunkel-Straße Richtung Flughafen als Hochstraße fortgeführt. Für die AnwohnerInnen an der Ecke Duckwitz/Richard Dunkelstraße dürfte das ebenso schmerzlich werden, wie für die rund 200 AnwohnerInnen im Viertel an der Bochumer und Siegener Straße beispielsweise. Sie werden im Schatten der Hochstraße leben, die noch dazu stellenweise von einer „bis zu vier Meter hohen Lärmschutzwand“ begrenzt wird. Wie die baupolitische Sprecherin des Beirats, Janne Müller (Grüne) anmerkte, also „keine Kleinigkeit“, die sich da weiter über das Geländer der BSAG bis zum Großmarkt ersteckt, aber an der Paul-Feller-Straße ebenerdig endet. „Da ist das Geld verbraucht“, konstatieren die Planer nüchtern. Eine Ampelschaltung soll dort das Einfädeln ebenso erleichtern. Von der „Autobahn mit Ampel“ sprechen deshalb schon die NeustädterInnen, die dem versprochenen Frieden aber noch nicht recht trauen.

„Was passiert mit der Georg-Wulff-Straße? Das sieht doch aus wie eine Autobahnabfahrt auf die Neuenlander“, argwöhnen einige angesichts der Pläne, daß die Neuenlander doch – mindestens – Ausweichstrecke bleibt. Andere, wie der Vertreter einer Siemens-Tochter in der Richard-Dunkel-Straße, fürchten, daß die Hochstraße sie vom Just-in-Time-Verkehr zum GVZ links liegen läßt. Nächsten Dienstag debattiert darüber der Beirat Woltmershausen. ede