Ewig gleiche Argumente zum Transrapid

■ Erste öffentliche Einwendungen gegen den Transrapid bei Schwerin. Das Anwohnerinteresse an der Magnetbahn ist begrenzt

Schwerin (taz) – Der erste Schock liegt für Lisa Knüppel schon ein paar Jahre zurück, „daß dieser Mangetschwebezug also wirklich quer übers Feld bei uns herfahren soll“. In Kothendorf, wenige Kilometer von Schwerin entfernt, liegt der Hof, für den Knüppels die Pacht kassieren. Doch ausgerechnet die könnte nun wegfallen: Die „optimale Trassenvariante“, wie die Transrapidstrecke von Hamburg nach Berlin im Planerdeutsch heißt, soll das Feld der Knüppels zerschneiden.

„Bis zur Enteignung kann das gehen“, erklärt Lisa Knüppel, warum sie sich wehrt und am Montag, am Dienstag und auch gestern nach Schwerin zur „Halle am Fernsehturm“ angereist ist, wo das zuständige Landesamt für Straßenbau und Verkehr diese Woche die Anhörung „zum ersten Planfeststellungsabschnitt für die Magnetschwebebahn in Schwerin“ durchführt. 550 schriftliche Einwände von Umweltschutzverbänden, Gemeinden und Anwohnern hat es allein gegen diesen 14 Kilometer langen Streckenabschnitt gegeben. Grundstücke verlören an Wert, und seltene Vögel wie die Rohrdrommel, Fledermäuse und die gemeine Bachmuschel seien bedroht, klagt der BUND.

Jetzt haben die Transrapid- Gegner ein letztes Mal Gelegenheit, ihre Wut öffentlich kundzutun, bevor der Transrapid kommt. Es sei denn, eine rot-grüne Bundesregierung schickt ihn aufs Abstellgleis. Aber davon ist in der Halle mitten im Plattenbauviertel nicht die Rede.

Auch von Empörung ist nichts zu spüren. „Die große Protestkundgebung zum Auftakt am Montag bestand aus drei Transparenten“, höhnt Peter Jablonski von der Magnetschwebebahnplanungsgesellschaft (MPG). Gestern fanden sich 60 Zuhörer ein.

Das Reden überlassen sie ihren Anwälten oder den Vertretern der Naturschutzverbände. Diszipliniert debattieren diese über den vermeintlichen Bedarf einer Magnetbahn, stellen kostengünstigere Alternativen vor, forden neue Kosten-Nutzen-Analysen und klagen über die Einschränkungen für die Bahn. Es sind die altbekannten Argumente, die da in trockener Juristensprache aufgezählt und von den Transrapidplanern ebenso gelangweilt zurückgewiesen werden. Stundenlang geht das so. „Ich bitte Sie eindringlich“, die Erschöpfung ist dem Diskussionsleiter anzumerken, „hier wirklich nur noch Neues zu äußern.“ Joachim Becker, Hausbesitzer in Krumbeck, zuckt die Schultern: „Was soll man da noch sagen.“ Direkt an seinem Wohnhaus soll der Transrapid vorbeigleiten, „ohne Schallschutz, ohne alles“.

Am Ausgang der Halle steht ein Mann, der sich offensichtlich verlaufen hat. „Ob mich der Transrapid interessiert?“ Er lacht. „Hören Sie mal, ich bin Lkw-Fahrer.“ Heike Haarhoff