Grenzzeichnungen

■ Poetisch aus dem Bildfenster fallen: Jürgen Partenheimers Bildzeichen

Langgestreckte Vitrinen mit Büchern und Katalogen bestimmen die Mitte der beiden Galerieräume: Der Künstler wird nachdrücklich als intellektueller Maler-Philosoph präsentiert. Wer so an der Grenze des Darstellbaren zeichnet und in reiner Abstraktion malt wie Jürgen Partenheimer, bedarf vielleicht der Sprache in Kunsttheorie und Poesie, um sich nicht ganz in der gefühlsmäßigen Unbestimmtheit seiner persönlichen Bildfigurationen zu verlieren. Tatsächlich hat der 51jährige Meister abstrahierter Zeichnung Philosophie studiert. Nach Gastprofessuren in den USA und großen Ausstellungen in Spanien und Amsterdam sind die linearen Konstrukte und mitunter fast musikalisch flüchtigen Bildzeichen des Künstlers seit acht Jahren erstmalig wieder in Hamburg zu sehen.

Jürgen Partenheimers Arbeiten sind Spuren einer forschenden Entdeckungsarbeit an den Möglichkeiten der Bildwerdung. Fragmente hieß denn auch seine letzte Ausstellung in der Karlsruher Kunsthalle. Die Kombination von Fragmenten bildet in der historischen Kunst, wie beispielsweise im Barock, noch Allegorien. Wird aber die Linie ein Ding an sich oder zumindest selbstbewußtes Instrument einer fortlaufenden Teilung der Fläche, wird sie selbst allegorisch: Es entsteht ein Bild des Fragmentarischen als solchem. Und das ist ja durchaus ein Zeichen der Gegenwart.

Die Zeichnungen und zeichnungshaften Farbkombinationen Jürgen Partenheimers überspannen die Thematik der Grenzlinie so sehr, daß ständig die Gefahr des Zerfallens des Bildraumes besteht. Daß diese entgrenzenden, semantisch nicht festgelegten Zeichen, diese Diagramme unbekannter Dinge und Kräfte auf ihre außermalerische Bedeutung hin erst vom sensiblen Betrachter zum Sprechen gebracht werden müssen, ist eine generelle Anforderung moderner Kunst. Hier entsteht durch diese Mühe die Freiheit, sich poetisch aus einem Bildfenster fallenzulassen und sich in dieser vage angedeuteten Welt zu verlieren oder wiederzufinden. Hajo Schiff

Agentur für zeitgenössische Kunst, Zöllnerstraße 23, Mi – Fr 16 – 19 Uhr, bis 1. November