Reaktionen auf Kraftwerksschließungen
: Sorge um Fernwärme

■ Grüne und BUND: Offenbarungseid/ SPD bemängelt nur Einzelheiten

Mit heftiger Kritik haben Grüne und Umweltschützer auf die Pläne der Stadtwerke Bremen reagiert, die eigene Stromproduktion herunterzufahren und stattdessen mehr Strom vom Atomenergie-Erzeuger Preussen Elektra (Preag) zu beziehen. SPD-Fraktionschef Christian Weber stärkt dem Stadtwerke-Vorstand jedoch den Rücken und mahnt trotz des drohenden Verlustes von 400 Arbeitsplätzen zur Besonnenheit. Die Stadtwerke müßten wettbewerbsfähig sein, um Arbeitsplätze zu sichern.

Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete und Stadtwerke-Aufsichtsrat Arendt Hindricksen sprach dagegen von einem „umwelt- und beschäftigungspolitischen Offenbarungseid“ und forderte den Senat auf, bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am kommenden Donnerstag den Vorstand der mehrheitlich (50,1 Prozent) städtischen Aktiengesellschaft zu stoppen.

Während in Bonn über einen Ausstieg aus der Atomenergie und ein Bündnis für Arbeit verhandelt werde, solle in Bremen verstärkt auf Atomstrom gesetzt und Personal entlassen werden, kritisiert Hindricksen. Die Grünen werten die Vorstandsentscheidung als Quittung für den Verkauf von Stadtwerke-Anteilen an die Preag, der mittelfristig eine Monopolstellung verschafft werde.

Besondes ärgert die Grünen, daß Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum auch den Kraftwerksblock 15 in Hastedt schließen will, der für den Aufbau der umweltfreundlichen Fernwärmetechnik eine zentrale Funktion habe. Auch für den Umweltverband BUND ist die Vorstandsentscheidung „ein Schlag ins Gesicht des Klimaschutzes und der Bremer Energiepolitik“. Sämtliche Szenarien einer erfolgreichen C02-Reduktion sehen den Ausbau der Fernwärme in Bremen vor. Mit der Schließung des umweltfreundlichsten Bremer Kraftwerks in Hastedt sei stattdessen ein Rückbau zu befürchten.

Auch Stadtwerke-Aufsichtsrat und SPD-Fraktionschef Weber sieht bei den Schließungsplänen für das erst gut zehn Jahre alte Kraftwerk Hastedt, das auch das Bremer Mercedes Werk mit Fernwärme versorgt, noch „drei Fragezeichen“. Grundsätzlich stellt sich Weber aber hinter den Stadtwerke-Vorstand. Weil es keine geschützten Kundenkreise mehr gibt, könne im harten Preiswettbewerb nur der überleben, der bei sinkenden Absatzmengen über hohe Produktivität und kostengünstigen Energieeinkauf verfüge. Weber regt an, Strom aus regenerativen Energiequellen zu berücksichtigen. Als Alternative zum Atomstrom könne man preisgünstigen Wasser-Strom aus Skandinavien einkaufen.

Aus dem Senat herrschte gestern Funkstille in Sachen Stadtwerke-Vorstoß. Umweltsenatorin und Aufsichtsratsvorsitzende Tine Wischer (SPD), schon lange mit Stadtwerke-Chef Jochum im Clinch, sieht noch erheblichen Erörterungsbedarf zum Vorstandskonzept. Auch Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU), ebenfalls im Aufsichtsrat, will sich zunächst das Konzept erläutern lassen. jof