Ein militärischer Orden für die Opferpflege

■ Mitarbeiterin des Behandlungszentrums für Folteropfer erhielt das Bundesverdienstkreuz

Für ihre Arbeit im Behandlungszentrum für Folteropfer und ihren Einsatz für bosnische Flüchtlinge hat die Diplompsychologin und Psychotherapeutin Sybille Rothkegel gestern das Bundesverdienstkreuz von Bundespräsident Roman Herzog überreicht bekommen. Rothkegel ist seit 1996 stellvertretene Leiterin des Behandlungszentrums für Folteropfer in Charlottenburg. Das Zentrum bietet Opfern organisierter staatlicher Gewalt Hilfe bei körperlichen Leiden, seelischen Langzeitschädigungen und psychosomatischen Störungen. Seit mehreren Jahren setzt sie sich auch für das Schicksal der bosnischen Flüchtlinge ein. So leitet sie eine Gruppe von verfolgten Frauen aus Srebrenica und hat immer wieder gegen Abschiebungen insbesondere von traumatisierten Flüchtlingen protestiert.

Das Bundesverdienstkreuz bekomme sie „gerne“, sagte Sybille Rothkegel gestern gegenüber der taz – auch wenn sie die Flüchtlingspolitik der alten Bundesregierung und insbesondere des Senats für äußerst kritikwürdig hält. „Da fehlt die nötige Sensibilität für die Opfer“, so Rothkegel. Den Orden nehme sie „stellvertretend für alle MitarbeiterInnen des Behandlungszentrums, der PatientInnen und der bosnischen Flüchtlinge“ an. Er sei auch eine „Annerkennung und Aufwertung der Opfer“. Ein „bißchen ambivalent“ fühle sich Rothkegel aber, denn schließlich sei ein „Orden eine militärische Angelegenheit“, und sie habe viele PatientInnen, die durch Militärregierungen gequält wurden.

Ingesamt 54 Männer und Frauen wurden heute geehrt, unter anderem auch die Ausländerbeauftragte von Brandenburg, Almuth Berger, und der Baulöwe Klaus Groth. nau