■ Was meinen Anwohner der Gipsstraße?
: Mut und Unmut beim Anblick der Baulücke

Michaela Heinemann, 24 Jahre, Studentin

Ich gucke immer aus dem Fenster und sehe diese schönen Säulen. Sie sollten das Gelände öffnen, zum Skaten und Federballspielen. Es ist mindestens ein Jahr her, daß Bauarbeiter hier waren. Ich denke, sie werden jemanden finden, der den Komplex weiterbaut. Ich fände es nicht gut. Ich wohne gegenüber und schaue jeden Tag drauf. Außerdem muß nicht jede Baulücke geschlossen werden.

Kristin Kaiser, 14 Jahre, Schülerin

Das Projekt ist sinnlos, wenn nicht weitergebaut wird. Vielleicht läßt sich das Ding abreißen und man kann eine Wiese anlegen – für Hunde. Die dürfen ja nicht auf den Bürgersteig machen. Außerdem mag ich es nicht, wenn nichts passiert. Ich komme jeden Tag zweimal hier vorbei. Es ist seit einem Jahr mein Schulweg, aber Bauarbeiter habe ich in dieser Zeit keine gesehen.

Bruno Schwarze, 65 Jahre, Rentner

Ich weiß nicht, was daraus einmal werden sollte. Vielleicht eine Garage? Schön sieht die Ruine auf jeden Fall nicht aus. Das ist ein typisches Beispiel für Fehlplanung gewesen. Man könnte aber auf dem Gelände Stellplätze für Autos machen. Die gibt es hier in Mitte sowieso nicht. Das Gelände sollte solange genutzt werden, bis wieder Geld da ist. Ich finde zum Beispiel nie eine Tankstelle.

Katja Schneider, 28 Jahre, Studentin

Es gibt schlimmere Bauruinen. Wenn man vorbeigeht, weiß man nicht, was das ist. Vielleicht hat die Bauruine Symbolcharakter für Berlin. Es werden viele interessante Projekte angefangen, aber nicht fortgesetzt, weil das Geld ausgeht. Erst verspricht man sich etwas davon, dann wird doch nichts daraus. Vielleicht sollte dort eine Grünfläche entstehen, zum Hinsetzen und Verweilen.

Robert Pomierski, 31 Jahre, Sozialarbeiter

Ich dachte, daß die Säulen etwas mit dem jüdischen Denkmal zu tun haben. Für eine Bauruine habe ich sie nicht gehalten. Betriebe gehen aber überall in den Konkurs. Wahrscheinlich lag keine seriöse Planung vor. Ich hätte nichts gegen eine Freifläche. Von mir aus könnte da ein Parkplatz hin. So ist es aber nicht erquickend. Solange ein Zaun drumherum ist, bleibt es ein totes Gelände.

Maren Hillert, 30 Jahre, Tänzerin

Hier sollte bestimmt ein Haus entstehen. Das ist aber trotzdem eine ganz schöne Performance-Stätte. Ich bin für die Freigabe. Sind doch ganz schöne Säulen dort. Ich könnte mir einen öffentlichen Platz vorstellen, auf dem Kleinkunst geboten wird. Hier gibt es doch ein gutes Publikum, und die Leute im Kiez sind kreativ. Ich finde es interessant, mit Räumen umzugehen, so wie sie sind.

Umfrage: Mike Szymanski

Fotos: Elke Fieger