Das Selbstwertgefühl der Hyäne

■ Das MOKS-Theater zeigt mit seiner neuen Produktion „Die fürchterlichen Fünf“ den Menschen ab Schultüten-Alter, warum es ganz allein auf die inneren Werte ankommt

Am Stadtrand in einem verwilderten Garten hausen ein paar eigenwillige Zeitgenossen aus der Tierwelt. Sie fristen ein scheinbar nutzloses Dasein, bis eine Hyäne die lahme Truppe auf Trab bringt: Kröten, Ratten, Fledermäuse und Hyänen sind nun wirklich keine ansehnlichen Tiere, daher ist ihr Ruf auch nicht der Beste – aber in der neuen Produktion des MOKS-Theaters „Die fürchterlichen Fünf“ machen sie das Beste daraus.

Was als „Schauspiel mit Gesang für Kinder ab acht Jahren“ untertitelt ist, begeisterte bei der Premiere am Samstag auch jüngere Theaterfans. Es sah zumindest so aus, als hätten einige aus dem Publikum gerade erst die Schultüte aus der Hand gelegt. Aber das macht nichts, denn wer die Botschaft noch nicht verstehen konnte, hatte zumindest seinen Spaß mit diesen lustigen Tieren. Einziges gruseliges Moment: die Ausblendung des Lichts und zeitgleiche Einspielung von Grillenzirpen zwecks Zeitraffen.

Später entdeckten die jungen Zuschauer auch, daß es zum guten Ton im Theater gehört, die Schauspieler für ihre Bemühungen ausreichend zu beklatschen. Wenn immer sich der Saal verdunkelte, ließen einige ihrer Begeisterung freien Lauf. Einen richtigen frenetischen Applaus gab es dann nach der Aufführung.

Mit diesem Stück, das auf einer Bilderbuchgeschichte Wolf Erlbruchs basiert, wird einmal mehr bewiesen, daß Schönheit kein Qualitätsmerkmal für Persönlichkeit darstellt. Und das kommt in „Die fürchterlichen Fünf“ ganz hervorragend rüber. Die Kinder checken schnell, daß auch eine häßliche Hyäne wundervoll singen kann. Pädagogisches Fazit: Auf die inneren Werte kommt es an. Und die Geschichte erzählt noch mehr: Habe Mut, und nimm Dein Schicksal selbst in die Hand. Die energiegeladene Hyäne beweist Weitblick. Sie stiftet ihre Compagnions zur Ausführung neuer Ideen an, sie gibt damit ihren Freunden ein nie gekanntes Selbstwertgefühl.

Simple Tricks und ein simples Bühnenbild taten dem Theaterstück keinen Abbruch – eher im Gegenteil. Ein Gartenzaun, Laub auf dem Boden, ein Schwimmbecken und eine Sonne, die mitunter auch zum Mond mutiert, reichten völlig aus.

Ein weiteres, positives Merkmal ist die Spieldauer von 60 Minuten. So kommt das Stück ohne Pause aus, und trotzdem mußten die Kinder kein übermäßiges Sitzfleisch beweisen: Spannung von der ersten bis zur letzten Minute ist garantiert.

Neben Regisseur Klaus Schumacher beanspruchen die mitwirkenden Schauspieler Martin Leßmann (Ratte) und Cornelius Nieden (Kröte) den Löwenanteil im Aufbau des Stückes; sie sind die Verantwortlichen für Dramaturgie und die musikalische Leitung. Einziger „Fremdkörper“, der nicht zum festen Ensemble des MOKS-Theater gehört, ist Hermann Book (Fledermaus). Zusammen mit Christine Ochsenhofer (Hyäne) brachten die drei eine solide schauspielerische Leistung und überzeugten auch im Gesang. Vorausgesetzt, daß einige schräge Töne kein Zufallsprodukt waren. . Adriane Fischer

Vorstellungen am 17., 24. und 31.10. sowie am 7.11. jeweils um 17 Uhr im Brauhaus, Goetheplatz