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Selbst das Kleeblatt bringt kein Glück

■ „Ein bißchen doof“: Finnland verliert im Spiel der deutschen Gruppengegner trotz eines eloquenten Übungsleiters 1:0 in Nordirland

Belfast (taz) – Einen Tag vor dem Spiel war Richard Möller- Nielsen schon früh wach. Draußen war noch alles dunkel. Er kochte sich Kaffee auf seinem Zimmer im Stormont Hotel zu Belfast und setzte sich hin. „Und da kam mir die Idee, was es braucht, um dieses Match zu gewinnen“, erklärte der dänische Trainer der finnischen Nationalelf seinem Team vor dem Qualifikationsspiel zur Europameisterschaft gegen Nordirland: „Ein Kleeblatt.“ Die Spieler schauten ihn verwundert an. „Im Fußball brauchst du Glück“, sagte Möller-Nielsen, „und was bringt hier in Irland mehr Glück als ein vierblättriges Kleeblatt?“ Er habe eines im Morgengrauen gefunden – im Hotelzimmer, beim Nachdenken. „Unser vierblättriges Kleeblatt ist...“, ruft Möller-Nielsen und zählt vier Fußballer seiner Elf auf. „So redet er immer“, erzählt Mannschaftskapitän Mika-Matti Paatelainen, „immer hat er sich was Nettes ausgedacht.“ Nur war der Auftritt von Möller-Nielsen der einzige phantasievolle beim Vergleich der deutschen Qualifikationsgegner. 0:1 verlor Finnland gegen eine nordirische Auswahl, die zum Großteil aus Ersatzspielern der ersten und zweiten englischen Liga gebildet wird. Die beiden Flügelläufer der Nordiren, Keith Gillespie und Keith Rowland (der Torschütze des Tages), mußten erschöpft ausgewechselt werden, weil sie 90minütige Spiele gar nicht mehr gewohnt sind.

Seit Finnland die letzte WM- Qualifikation knapp verpaßte, wird man als neuester Aufsteiger aus Nordeuropa gehandelt, nach Dänemark in den 80ern und Norwegen in den 90ern. „Wie die Wellen des Meeres“ seien die skandinavischen Länder, sagt Möller- Nielsen, mal unten, mal oben.

Doch zeigt die Niederlage in Belfast, daß die ganz großen Lobreden noch nicht angebracht sind. Dazu fehlt es Finnland auch an Klasse. Athletik, nicht Finesse prägt das Spiel. Zu oft wurde der Ball weit und hoch nach vorne geschlagen. „Wir waren ein bißchen doof“, sagt dazu Joonas Kolkka (24), Mittelfeldspieler vom PSV Eindhoven. Meist flog der Ball über ihn, den technisch herausragenden Spieler, hinweg; Kolkka hätte den Unterschied ausmachen können zwischen fleißigen Finnen und biederen Nordiren, doch zu wenig setzten ihn die Mitspieler in Szene. Jari Litmanen dagegen schoben sie den Ball ununterbrochen zu. Finnlands einziger Weltklassefußballer ging allerdings erst 15 Minuten vor Schluß auf den Platz, von einer Knöchelverletzung zur Vorsicht genötigt. Er kam zu spät. Ronald Reng

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