Das Weltklima ist ein globales Problem –betr.: „Die EU als Klimakiller“, „Das Ende für Kioto“ droht“, taz vom 9. 10. 1998

[...] Vielleicht können wir uns darauf einigen, daß das „Weltklima“ ein globales Problem ist. Daraus folgt, daß der Ausstoß des Treibhausgases CO2 (es gibt noch andere) auch global und nicht regional zu betrachten ist. Es macht für das Weltklima keinen Unterschied, ob eine Tonne CO2 in der BRD, in China oder West-Samoa freigesetzt (oder vermieden) wird. Ideologisch wertfrei betrachtet, macht es also Sinn, CO2-Reduktionen regional gesehen zunächst dort vorzunehmen, wo eine Minderung am kostengünstigsten zu erreichen ist.

[...] Anstatt selbst zu investieren, kauft die BRD zum Beispiel Rechte für den Ausstoß einer Tonne CO2 für 30 Mark von China, anstatt 40 Mark aufzuwenden. Gewinn: zehn Mark. China verwendet den Erlös zur Vermeidung einer Tonne CO2, auf deren Ausstoß es wegen der Veräußerung des Zertifikats kein Anrecht mehr hat. Wegen der niedrigeren Kosten von 20 Mark pro Tonne CO2 fährt auch China einen Gewinn von zehn Mark ein. Auf beiden Seiten Gewinner bei gleichem Effekt auf das Weltklima.

Das ist unserem Autor aber egal. Politisch korrekt, muß die BRD/ EU/USA (oder ein anderer Bösewicht) im eigenen Lande einsparen, koste es, was es wolle. [...]

Die tatsächliche Problematik beim Handel mit Emissionsrechten liegt im Detail: die Bewertung und der Umfang der Anfangsausstattung jedes Staates; die Bestimung einer Emissions-Ausgangsbasis, die als Referenzpunkt für die erreichten Emissionen dient; die Zurechnungsfähigkeit von Emissionssenken (zum Beispiel Wälder und Gewässer, die Treibhausgase binden); die schrittweise Reduzierung des Wertes der Emissions-Titel in physikalischen Einheiten (Tonnen CO2) über die Zeit, um eine globale Absenkung zu erreichen, etc.). Rolf Seifried, Frankfurt/Main