■ Vorlauf
: Arbeit am Humor

„Weekend mit Leiche“, 20.15 Uhr, Sat.1

Würden sich die Aliens ein ethnologisches Bild der Erdlinge allein anhand von Talkshows machen, sie kämen aus dem Staunen nicht heraus. Daran könnten auch TV-Komödien wie „Weekend mit Leiche“ nichts ändern, die vorgeben, das Anstößige hinter den Studiokulissen zum Lachen freizugeben, und doch nur ihre schlichten Kalauer aus der täglichen Monsterpräsentation der Plapperstunden zusammenkegeln. Da gibt es die Talk-Moderatorin Pia Brandt, die zur Einstimmung auf das Thema „Nekrophilie“ unter einer Grabplatte hervorstrahlt, während ihr Studiogast säftelt: „Du bist so schön, du gehörst mir.“ Er stehe „auf Pussis, nur die Leichenstarre darf noch nicht eingesetzt haben“, sagt er und lacht grundlos. Das ist zähe, knochenharte Arbeit am deutschen Humor. Weil aber aus den hysterisch überdrehten Situationen kaum witzige Funken zu schlagen sind, greift das Mutantenstadl immer wieder tief in den Schmuddelbeutel. Wer das nicht schnellstens saukomisch findet, für den brechen harte 90 Minuten an.

Wahnsinnige Tierliebhaber, wenig erfolgreiche Giftmörder, TV-geile Laien und Entführungsopfer zwischen gekühlten Schweineteilen, das sind schon die ganzen Scherzartikel. Anica Dobra macht gute Mine zum faden Spiel und hält sich wacker in ihrer Doppelrolle als Kassiererin Susi und Talk-Tussie Pia. Eine Entführung der Moderatorin soll Susis und Toms (Uwe Ochsenknecht) Reisekasse füllen. Bis Pias Konten geplündert werden können wird Susi Pia, übernimmt die Show und feiert mit Woolworth-Charme und schmalem Wortschatz Triumphe der TV- Geschichte. Eine strapaziöse Veranstaltung, in der Ochsenknecht und Dobra die Hände voll zu tun haben, nicht vollends ins atavistische Gehampel verkrampfter 60er-Jahre-Klamotten zu verfallen. Die Aliens werden sich Sorgen machen, ihren ganze Forschungsetat in die Entwicklung eines Impfstoffes stecken und solange unseren Planeten unter Quarantäne setzen. Birgit Glombitza