Nur ein simples Molekül

■ Der Nobelpreis für Medinzin geht dieses Jahr an drei US-amerikanische Forscher

Berlin (taz) – Den Nobelpreis für Medizin müssen sich dieses Jahr drei US-amerikanische Forscher teilen. Die mit rund 1,5 Millionen Mark dotierte höchste Auszeichnung für Mediziner ging an die Pharmakologen Robert F. Furchgott aus New York, Louis J. Ignarro, Los Angeles, und Ferid Murad aus Houston. Die drei Forscher wurden, so gab das Karolinska-Institut in Stockholm gestern bekannt, für ihre Entdeckungen betreffend „Stickstoffoxyd als Signalmolekül im Herz und Gefäßsystem“ ausgezeichnet.

Die drei Forscher, die seit vielen Jahren schon über die Regulation des Blutkreislaufes arbeiten, gelten als die Entdecker von Stickstoffoxyd (NO) als sogenanntes Signalmolekül im menschlichen Körper. Die kurzlebige Substanz spielt im Körper nicht nur eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Kreislaufsystems. Sie dient unter anderem auch als Signalmolekül für Nerven und für das Immunsystem. So stimuliert NO zum Beispiel die Bildung von weißen Blutzellen, die als sogenannte Freßzellen in den Körper eingedrungene Bakterien und Parasiten vernichten. Das lediglich aus zwei Atomen bestehende Molekül NO regelt auch die Blutzufuhr bei der Erektion. NO wird inzwischen auch zur medikamentösen Behandlung von Impotenz eingesetzt.

Im Sommer 1986 stellten die Wissenschaftler ihr Forschungsergebnis, daß das NO eine zentrale Rolle bei der Regulation zahlreicher Körperfunktionen hat, auf einem Kongreß vor. Für die Mediziner war das eine Sensation: Denn zum ersten Mal wurde bewiesen, daß ein Gas – und dann noch ein so simpel aufgebautes – als Signalstoff im Körper funktioniert. Aus den durch diese Nachricht ausgelösten weltweiten Forschungsaktivitäten gingen inzwischen mehrere Medikamente hervor.

Traditionsgemäß wird der Nobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel (1833–1896), überreicht. Seine Millionen machte Nobel übrigens auch mit einer Stickstoffverbindung, dem explosiven Nitroglycerin, das viele Jahre später dann auch als Herzmittel zu Ehren kam. Wolfgang Löhr