BVG weist Busfahrer in die Schranken

■ Vorstand entläßt Fahrer, der eine Deutschtürkin übelst beleidigt hat, nicht in den Ruhestand, sondern läßt es auf eine Klage ankommen

Es gibt doch keine freie Fahrt in den Vorruhestand für den Busfahrer Bodo Gondeck, der eine taz- Mitarbeiterin ganz frech an einer Haltestelle hat stehen lassen und danach in einem Leserbrief übelst beschimpft hat (taz berichtete). Fast wäre der 57jährige, dem die BVG nach Erscheinen des Leserbriefes im Sommer dieses Jahres fristlos gekündigt hat, ohne Sanktionen in den ersehnten Vorruhestand gegangen.

Nachdem die BVG bei einem Gütetermin vor dem Arbeitsgericht am Montag unter Vorbehalt einem Vergleich zugestimmt hatte – danach sollte Gondeck bis Januar 1999 bei vollem Lohn freigestellt werden und dann mit Erreichen des 58. Lebensjahres in den Vorruhestand gehen –, hat nun das Unternehmen die Bremse gezogen. „Der Vorstand hat entschieden, daß der Vergleich nicht angenommen wird“, sagte gestern BVG-Sprecher Wolfang Göbel zur taz. „Damit soll klar und deutlich Flagge gezeigt werden.“ Das Verhalten des Fahrers habe nichts mit einem „kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen“ zu tun.

Der Busfahrer, der auf 24 Jahre BVG-Berufstätigkeit und einen dicken Aktenordner mit Beschwerden zurückschauen kann, hatte der Deutschtürkin Songül Cetinkaya nicht nur unterstellt, eine „Märchengeschichte“ erfunden zu haben und „wie die meisten Leser Ihres Schmierenblattes ohne Fahrschein versucht“ zu haben „hinten hereinzuschleichen“, sondern sie unter anderem als „alternative Dreckschleuder“ beleidigt. Auch nach der Güteverhandlung am Montag stand er zu dem Inhalt des Briefes.

Die 24jährige Redaktionsassistentin wird den Busfahrer wegen Beleidigung anzeigen. Seine Klage gegen die fristlose Kündigung wird nun vor dem Arbeitsgericht entschieden. Die BVG rechnet sich gute Chancen aus, den Prozeß zu gewinnen. Wenn nicht, hätte das Unternehmen den Busfahrer bis zu dessen 65. Lebensjahr an der Backe. Barbara Bollwahn