„Schröder wird die Worte bereuen“

■ Peter Struck ist Favorit für den SPD-Fraktionsvorsitz. Vom künftigen Kanzler wurde ihm einst vorgeworfen, nur Mittelmaß zustande zu bringen

Der aussichtsreichste Kandidat für die Nachfolge Rudolf Scharpings als Fraktionsvorsitzender, Peter Struck, ist nicht gerade ein Freund des künftigen Kanzlers. Gerhard Schröder sagte im Juni 1995 über ihn: „Struck, der bei mir nicht Finanzminister werden durfte, repräsentiert das, was ich an meiner Partei kritisiere: Er organisiert ein Kartell der Mittelmäßigkeit.“ Struck reagierte maßvoll: „Ach, wissen Sie, ich glaube, der Gerhard Schröder wird, wenn seine Aufgeregtheit verschwunden ist, diese Worte auch bereuen.“

Der Mann, den Kohl fast freundschaftlich den „Oberstrippenzieher“ nannte, vermeidet es, sich unnötig Leute zu Feinden zu machen. Des öfteren rief er einige Duzfreunde im Regierungslager an, um sie vorzuwarnen, bevor er sie öffentlich kritisierte. Nicht von ungefähr bezeichnete ihn Kanzleramtschef Friedrich Bohl (CDU) als „hart, aber absolut fair“.

Dennoch war der gebürtige Göttinger auch immer Zielscheibe heftiger Attacken. Der hessische Fraktionslinke Horst Peter nannte ihn etwa einen „Sautreiber“.

Auch in seiner eigenen Partei ist der Volljurist schon des öfteren unter Beschuß geraten. So wies das SPD-Präsidium Vorschläge Strucks zur Kürzung von Sozialleistungen als „Privatmeinung“ zurück. Meriten verdiente sich Struck als Verhandlungspartner zwischen den Fraktionen, als es um einen Asylkompromiß 1992 und den Einsatz der Bundeswehr im Rahmen von UNO-Blauhelmeinsätzen ging. Den Schwenk der SPD beim Asylthema unterstützte er. Die FAZ attestierte ihm „in Streitfragen Beweglichkeit und die Fähigkeit, die Fraktion mit deutlichen Worten auf Kurs zu bringen“. Als Sprecher der SPD im Vermittlungsausschuß kam Struck vor allem bei den Verhandlungen um die große Steuerreform Einfluß zu.

Zu der aktuellen Frage des Fraktionsvorsitzes nach der Personalkrise vom vergangenen Wochenende hält sich Struck klugerweise zurück. Es läuft ohnehin alles auf ihn zu. Der parlamentarische Geschäftsführer Wilhelm Schmidt sagte vor der gestrigen Sitzung des SPD-Fraktionsvorstandes: „Es gibt bisher keinen ernsthaften Gegenkandidaten.“ Markus Franz