Kohl muß weg

■ „Honnis Rache“ bei Alma Hoppe: Rainer Kröhnert spielt Revolution

In Deutschland tobt die Revolution. Kohl, Schröder, Rühe und die anderen Banditen werden in Handschellen gelegt und landen vor Gericht. Phantasievolle Ausreden reichen in diesem Fall nicht aus, ihre Nichtzurechnungsfähigkeit bestätigt zu bekommen. Im Hochsicherheitstrakt droht die Gefängnisleitung – in Form von Erich Honnecker, der seinen Tod nur vorgetäuscht hat, um sich auf Kuba vom Mauerfall zu erholen – mit Zusammenlegung.

Rainer Kröhnert bringt sie in seinem Ein-Mann-Kabarett Honnis Rache, das er am Dienstag in Alma Hoppes Lustspielhaus vorstellte, alle auf die Bühne: Norbert Blüm, der nur als „Spaßguerillero in die Regierung Kohl eingetreten“ sein will, während sich Peter Hintze zum Kronzeugen werben läßt, da andere Zeugen nichts taugen: „Ich heiße Gerhard Stoltenberg und kann mich an nichts erinnern.“ Indes beschimpft Chefankläger Klaus Kinsky Daniel Cohn-Bendit als „intellektuelle Mißgeburt“, lacht Schröder von der Bühne, als wenn er gerade aus einem Wahlplakat gefallen wäre. Überzeugend schlüpft Kröhnert von einer Rolle in die andere, verändert Stimme und Mimik und läßt Dialoge entstehen, so daß man hinterher meinen könnte, ein Stück mit 20 Schauspielern gesehen zu haben.

Die mangelnde Aktualität eines Programms mit Helmut Kohl, Roman Herzog, Rita Süßmuth und Volker Rühe wird zwar notdürftig durch eine Story gerettet, die auch nach der Wahl funktionieren kann. Aber die Chance, nach 16 Jahren den Dicken endlich von der Liste des politischen Kabaretts zu werfen, hat Kröhnert nicht genutzt. Dabei gilt doch hier nicht weniger: Kohl muß weg! Eva Wolfangel