Leben verlängern

■ Runder Tisch soll Betrieben helfen, die wirtschaftlich angeschlagen sind

Die Lebensdauer frisch gegründeter Betriebe beträgt oft weniger als fünf Jahre. Jedes zweite Unternehmen geht innerhalb dieser Zeit pleite, weiß die Hamburger Handelskammer. Dem will sie nun abhelfen. Gestern hat der Händler- und Dienstleistungsverband gemeinsam mit der Handwerkskammer und der Deutschen Ausgleichsbank (DtA) einen „Runden Tisch“ gegründet, der angeschlagene UnternehmensgründerInnen vor dem Konkurs retten soll.

Die Pannenhelfer bieten zunächst eine kostenlose Betriebsanalyse durch einen Experten. „Das bezahlen entweder wir oder die Ausgleichsbank“, erklärt Jörn Schüßler, der das Projekt in der Handelskammer initiiert hat. Gemeinsam mit den erfolglosen Firmenchefs und ihren Hausbanken entwickelt die Kammer dann ein Notkonzept zur Rettung des leidenden Betriebs.

Denn wer sich rechtzeitig Hilfe sucht, kann meistens aufgefangen werden, ist Schüßler überzeugt. „So eine Krise kann jedem mal passieren, besonders in der Wachstumsphase. Das muß nicht gleich das Ende der Firma bedeuten.“ Im Gegenteil: Manche Betriebe werden gar zahlungsunfähig, weil ihr Geschäft zu gut läuft. Sie übernehmen viele Aufträge, für die sie erst später Geld bekommen, und schon entsteht ein Liquiditätsloch.

Oft seien auch Managementfehler und eine von Anfang an falsche Finanzierung der Grund für die Talfahrt eines Unternehmens, berichtet die Ausgleichsbank. Sie versucht in diesen Fällen, zwischen FirmenbesitzerInnen und Gläubigerbanken zu vermitteln und informiert die ExistenzgründerInnen über alternative Finanzkonzepte.

Manchmal allerdings ist nichts mehr zu retten. „Es gibt auch Fälle, in denen wir dem Unternehmer klarmachen müssen, daß er schon Konkurs gegangen ist und es nur noch nicht gemerkt hat“, berichtet Schüßler. Judith Weber