Bergmann-Nachfolge gestaltet sich schwierig

■ Die SPD-Spitze und die Ost-Kreisvorsitzenden bestehen auf einer Ostlösung für die Nachfolge von Arbeitssenatorin Christine Bergmann. Für die SPD-Frauen hat die Frauenfrage Vorrang

Die Suche nach einer Nachfolgerin für Arbeits- und Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) gestaltet sich außerordentlich schwierig. Als die beiden aussichtsreichsten KandidatInnen gelten der frühere Jugendsenator Thomas Krüger, ein Ost-Mann, der arbeitsmarktpolitisch unbeleckt ist, und die Kreuzberger Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer, eine West-Frau mit Fachkompetenz.

Die SPD-Spitze und die Kreisvorsitzenden aus dem Ostteil der Stadt pochen darauf, daß auf jeden Fall eine Persönlichkeit aus dem Osten im Senat vertreten sein muß. Zur Not soll auch ein Mann Frauensenator werden. Dagegen fordern viele SPD-Frauen, daß auf jedenfall eine fachkompetente Frau gewählt werden soll, auch wenn sie nicht aus dem Osten kommt.

SPD-Fraktionschef Klaus Böger hatte am Dienstag vor der Fraktion betont, es gebe noch keine Festlegung auf einen Kandidaten. Bis zum 28. Oktober, wenn in Bonn die Kabinettsliste der rot- grünen Regierung vorliegt, will sich die SPD gar nicht äußern. Für diesen Tag ist eine gemeinsame Sitzung von Landesausschuß und SPD-Fraktion geplant, auf der die Entscheidung fallen soll.

Im Gespräch ist auch die langjährige Abgeordnete Gabriele Schöttler, die Kreisvorsitzende von Mitte ist und dem linken Flügel angehört. Sie erfülle genauso viele Kriterien wie Ex-Senator Krüger, heißt es parteiintern. Dem Gewerkschafter Hermann Borghorst werden als „West-Mann“ wenig Chancen eingeräumt. Gegen Thomas Krüger, der nicht mehr für den Bundestag kandidiert hat, um ein Babyjahr einzulegen, gibt es in der Partei allerdings erhebliche Vorbehalte. Als Jugendsenator habe er zwar medienwirksam agiert, aber inhaltlich nicht allzuviel bewegt, lautet die Kritik. Zudem habe sich Krüger immer mehr um die eigene Karriere als um die Partei gekümmert.

Am gestrigen Abend tagte der Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF). Vor einer Woche hatte der geschäftsführende Landesvorstand der AsF, in dem Ost- und West-Frauen paritätisch vertreten sind, beschlossen, daß die Frauenquote Vorrang haben muß. Die stellvertretende AsF-Vorsitzende Ulla Bündgen ging gestern fest davon aus, daß diese Linie auch vom rund 45köpfigen AsF- Landesvorstand bestätigt wird. „Die Männer haben immer auf Kompetenz statt Frauenquote gepocht“, sagte Bündgen. Doch nun gelte das Wohnortprinzip mehr als Fachkompetenz. Auch die Bundestagsabgeordnete Ingrid Holzhüter hatte sich für eine Frau als Nachfolgerin von Christine Bergmann stark gemacht. „Das kann auch eine parteilose Expertin aus dem Osten sein“, so Holzhüter. Ein Mann als Frauensenator sei das falsche Signal.

Die bündnisgrüne Abgeordnete Sibyll Klotz hat für die heutige Sitzung des Abgeordnetenhauses einen parteiübergreifenden Gruppenantrag vorbereitet. Unter dem Titel „Kein Mann als Frauensenator“ heißt es: „Die Absicht, einen Mann das Ressort Frauenpolitik leiten zu lassen, wäre das endgültige Eingeständnis, daß Frauenpolitik mal ,miterledigt‘ werden kann.“ Ob der Antrag eingebracht wird, hängt aber davon ab, ob SPD-Abgeordnete ihn mit unterzeichnen. Dorothee Winden