Gen- und Pharmafusion abgesagt

■ Die US-Riesen, Monsanto und AHP, können ihre kulturellen Unterschiede nicht überwinden

Berlin (taz) – Einhellige Überraschung gestern in der Gen- und Pharmabranche: Eine der größten Fusionen aller Zeiten wurde abgesagt. Monsanto und American Home Products (AHP) gaben in der Nacht zum Mittwoch lakonisch bekannt, daß ihre Aufsichtsräte die Verhandlungen abgebrochen hätten. Eine Hochzeit sei „nicht im besten Interesse der Aktionäre“.

Das fiel den Herren reichlich spät ein. Im Juni hatten die beiden Konzerne ein Zusammengehen angekündigt. Einer der größten Gen- und Pharmakonzerne der Welt mit einem Börsenwert von 80 Milliarden Dollar wäre entstanden. Die Kartellbehörden der EU haben der Fusion schon zugestimmt, auch dem Okay der US- Fusionskontrolle stand nichts entgegen. Monsanto ist eine der rührigsten Genfirmen der Welt und mit führend bei genmanipulierten Ackerfrüchten. AHP gilt zwar als etwas behäbig, ist aber eine Macht auf dem US-Markt und verfügt über eine üppig gefüllte Kasse, um Monsantos Entwicklungen vom Labor auf den Markt zu bringen.

Branchenbeobachter schätzten gestern, daß es Streit gab, welche Managementmethode sich im neuen Konzern durchsetzen sollte. Bei AHP herrschen strenge Kostenkontrolle und korrekt gekleidete Manager. Monsanto-Chefs hingegen seien eher „das flexible Managementteam der Neunziger, wo man auch mal Casual dress sieht“, so Analyst Jeffrey Kraws von der Everen Securities. Monsanto sieht weniger aufs Geld und hat in den letzten Jahren allein für sieben Milliarden Dollar diverse Saatgutfirmen gekauft – oft zu einem stolzen Preis, hat die Financial Times errechnet. Es soll aber auch zum Zwist über das Hauptquartier und die Zahl der Entlassungen gekommen sein.

US-Investmentbanker fürchten nun, daß der gesamte Fusionsmarkt und damit auch ihre Prämien in Mitleidenschaft gezogen werden. Durch die fallenden Börsenkurse haben einige Firmen die Lust verloren, ihre Aktien zum Tausch anzubieten. rem