Ein UFO aus gelbem Gummi

■ Auch das Werfen von Ringen kann eine befriedigende Sportart sein

Schwitzend hechtet Arne Engel dem gelben Gummiring hinterher. Der Ringtennis-Jugendtrainer läßt sich von seinen Schützlingen jede Woche mit den Gummireifen bewerfen, und diese Geschoße können ziemlich rasant fliegen. Betulich ist dieser Sport wahrlich nicht.

Bereits seit 1932 wird Ringtennis in Deutschland ausgeübt. Trotzdem kennt fast niemand diese seltsamen Zeitvertreib. Anfang der dreißiger Jahre machte der damalige Karlsruher Oberbürgermeister Hermann Schneider eine Überseereise, bei der er das zu der Zeit noch als Decktennis bekannnte Spiel kennenlernte. Zurück in Baden ließ er sofort sechs Ringtennnisplätze im Karlsruher Freibad anlegen. Mit der Zeit wurden dann statt der gewundenen Taue, die man von den Schiffstörns kannte, Gummiringe über das Netz geworfen. Seit Mitte der fünfziger Jahre sind die hiesigen Ringtennisspieler im Hamburger Bund für Freikörperkultur und Familie organisiert. Und so breitete sich die Sportart weiter nach Norden aus. Allerdings ist Ringtennis wegen seiner Karlsruher Wurzeln besonders in Baden populär.

So fanden denn auch die letzten Deutschen Meisterschaften vor wenigen Wochen in Mannheim statt. Der Hamburgerin Angela Müller gelang dabei ein Hattrick durch die Titelgewinne in Einzel, Doppel mit ihrer Partnerin Christina Löffler und Mixed mit Mario Müller. Auch bei den Jugendlichen zeigten die Hamburger starke Leistungen. „Alles in allem war es ein sehr großer Erfolg für uns“, resümiert Arne Engel.

Wie die meisten kam auch der 31 jährige durch seine Eltern zum Ringtennis. Denn die wenigsten können sich etwas darunter vorstellen, und wenn ein Sport dann auch noch unter dem Dach des FKK-Bundes organisiert ist, wirkt diese Sportart auf manche Eltern etwas abschreckend. Doch keine Angst, Ringtennis gehört zu den Turnspielen wie zum Beispiel auch Faustball und wird im bekleideten Zustand gespielt.

„Ringtennis ist schwieriger als es aussieht und so muß für solche Erfolge sehr intensiv trainiert werden“, erklärt Engel. Mittlerweile gibt es im Winter sogar einen Ligabetrieb in der Halle, doch die Deutschen Meisterschaften als Ligaabschluß werden dann wieder im Freien ausgetragen. Anders als im „normalen“ Tennis wird Ringtennis nicht in Sätzen gespielt sondern auf Zeit. So stehen sich im Erwachsenenbereich die Gegner zweimal zehn Minuten gegenüber und derjenige, der in dieser Zeit mehr Punkte erzielt hat, ist der Sieger. Einen Punkt bekommt man, wenn der Gegner den Ring nicht fängt. Allerdings können auch Punkte abgezogen werden, wenn der Spieler den sogenannten Strafraum betritt oder der Ring in diesen Bereich geworfen wird. Diese Sperrzone bezeichnet neunzig Zentimeter bis zum Netz, die es dem Spieler zu leicht machen könnten, einen plazierten Wurf anzubringen.

Nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern hat sich das Werfen von Gummiringen „etabliert“. Es gibt zwar keine Europa- oder gar Weltmeisterschaften, doch ab und zu kommt es zu sogenannten Länderkämpfen. In regem Austausch stehen die Deutschen mit den Südafrikaner, die regelmäßig ihre Nationalmannschaft entsenden und das deutsche Team empfangen.

Die Ringtennisspieler betrachten sich als eine „große Familie“. Es gibt etwa 2000 Aktive Spieler in Deutschland, die sich immer wieder treffen. „Auf dem Platz packt einen natürlich der Ehrgeiz, aber es ist schön, wenn man nach dem Match mit seinem Gegner ein Bier trinken kann“, erläutert Engel.

Ringtennis ist ein Sport für jederman, auch wenn man nicht mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben sollte. Denn den Spielern sind nur zwei Bodenkontakte erlaubt. Aber abheben werden die Hamburger trotz ihrer Erfolge bestimmt nicht.

Stefanie Pape

Für Neugierige: Trainingszeit immer Dienstag abend ab 18.30 Uhr, Sporthalle Angerstraße, Hamburg Horn.