Gesellig bleiben

■ Nordelbische Kirche will Sonntag retten

„Wir sollen Gott fürchten und lieben, daß wir die Predigt und sein Wort nicht verachten, sondern es heilig halten, gerne hören und lernen.“ So erklärt Martin Luther das Dritte Gebot „Du sollst den Feiertag heiligen.“ Damit sieht es aber in unseren Breiten schlecht aus, meint die Nordelbische Kirche und startet eine Rettet-den-Sonntag-Kampagne.

Plakate und Postkarten mit dem einfallsreichen Motto „Gott sei Dank, es ist Sonntag“ sollen dem Kirchenvolk und der Gesellschaft demonstrieren, wie schön doch freie Tage sind. Das Motiv „Familie geht spazieren“ soll bespielsweise zeigen, wie der siebte Wochentag begangen werden kann. Zusätzlich werden Vorschlags-Broschüren erstellt, die Alternativen zum Sonntag vor vor der Glotze geben. Die heiß diskutierte Frage, ob der Bäcker nun wirklich sonntags zur Schicht muß, spielt nicht die größte Rolle in den protestantischen Überlegungen. Bischöfin Maria Jepsen nachdenklich: „Ein Brötchen macht noch keinen Ketzer!“ Doch wenn es um Maschinenlaufzeiten und Sonntagseinkauf geht, da werden die Evangelischen energisch: „Die seelische Erhebung“ ginge drauf. Pressepastor Hinrich Westphal weiß mehr: „Die Herrschaft der Ökonomie über unsere Zeit muß verhindert werden“, und „die Gesellschaft soll gesellig bleiben.“

Damit die Kirche nicht gänzlich in den Verdacht gerät, für Freizeitparks oder gar Gewerkschaften zu werben, ist man zumindest der Hoffnung, daß nicht auch die eigene Belegschaft sonntags ruht, sondern die Situation als Chance begreift, ein größeres und vielfältiges Angebot zu schaffen. Na, wie wär's sonntags mit einem Kaffeekränzchen nach dem Frühgottesdienst? Oder Bingo im Gemeindehaus statt Lindenstraße auf dem Sofa? Angebote und Vorschläge gesucht. MPS