„Man muß sich spezialisieren – auch beim Angeln“

Im Jahre 1989 gründeten acht Hobbyangler den „Deutschen Karpfen Angelclub e.V.“. Heute zählt der Verein bereits über 200 Mitglieder aus Hamburg und Umgebung. Ihre Erfahrungen tauschen sie in der zwei mal jährlich in einer Auflage von 500 Exemplaren erscheinenden Zeitschrift Karpfen intern aus. Der taz erklärte der erste Vorsitzende Christian Kuchel den „Nervenkitzel“ beim Karpfenangeln.

taz: Herr Kuchel, es gibt schon viele Angelvereine in Deutschland. Warum haben Sie sich auf eine einzige Fischart spezialisiert?

Christian Kuchel: Das ist doch in der heutigen Zeit auch im Beruf so: Du hast nur Chancen, Dich zu behaupten, wenn Du Dich spezialisierst.

Welche Ziele verfolgt denn Ihr Verein ?

Wir knüpfen Kontakte unter Anglern und vertreten ihre Interessen. Wir tauschen auch Erfahrungen aus und geben uns gegenseitig Tips, wo und wie man am besten auf Karpfen geht.

An welchen Gewässern sind denn die Aussichten am besten?

Seit der Öffnung der früheren DDR haben sich uns in Ostdeutschland schier unumschränkte Möglichkeiten ergeben. Besonders an der Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern gibt es noch unberührte Gewässer, das glaubt man gar nicht.

Warum gerade Karpfen und nicht Barsch oder Aal, für die es auch eigene Vereine gibt?

Der Karpfen ist ein Friedfisch, extrem scheu. Das heißt, der Angler muß genauso leise wie behutsam vorgehen, wenn er ein solches Tier fangen will. Deshalb können wir nicht mit 20 Mann zum See stapfen. Dann ist der Karpfen schon weg, bevor wir unsere Köder ausgeworfen haben.

Sie sind also meistens als Einzelgänger unterwegs?

Höchstens zu zweit.

Wie hat man sich das konkret vorzustellen?

Die Fische fressen nur nachts. Deshalb ist das eine langwierige Geschichte. Man erlebt Sonnenuntergang, den Verlauf der Nacht und Sonnenaufgang am Wasser.

Wie romantisch.

Das kann schon einige Wochenenden erfolglos laufen. Das ist ein richtiger Nervenkitzel. Aber das Gefühl, den Fisch überlistet zu haben, wenn es dann doch klappt, ist schon toll.

Wird das nicht langweilig?

Das kommt schon vor. Aber es gibt ja auch noch andere Arten des Angelns, die aufregender sind.

Wie – Sie werden Ihrem Verein untreu?

Ich mache auch Brandungsangeln oder Fliegenfischen, wenn es mich packt.

Und wo bleibt da die Natur?

Angelvereine achten auf die Reinhaltung der Gewässer, installieren Meßeinrichtungen für Schadstoffe, bauen Belüftungsanlagen und sorgen durch die Fischzucht für den nötigen Nachwuchs. Aber so weit wie in England, wo eine sogenannte Carp Society bis in die politische Ebene hinein Einfluß nimmt, sind wir noch nicht.

Fragen: Ludger Hinz; Abbildung: dtv-Lexikon