Antworten auf Letzte Fragen

Wo fängt Süddeutschland an? (10.10. 98)

In Bregenz, weil hinter Bregenz der Balkan anfängt.Alf Hänle, Stuttgart

In Hamburg wird die Frage eigentlich etwas großräumiger beantwortet: In HARBURG fängt der Balkan an!Marlies Laurent, Hamburg-Altona

Grob gesehen nördlich der Linie Lörrach – Berchtesgaden.Franz Spechtenhauser, Unterhaching

Südlich der Elbe. Beweis: Meine Kolleginnen in Agathenburg, am südlichen Ufer der Elbe, sagen „Samstag“ zum Tag vor dem Sonntag. Bei uns in Norddeutschland heißt es aber „Sonnabend“.Rainer Licht, Hamburg

Von Flensburg und Niebüll aus gesehen am Kaiser-Wilhelm-Kanal, also bei Rendsburg.Jens Petersen, Berlin

Liberale Zeitgenossen empfinden den Mittellandkanal als geographisch korrekte Grenze zwischen Nord- und Süddeutschland. Hartgesottene Norddeutsche mit ausgeprägtem Realitätsbewußtsein wissen hingegen, daß Norddeutschland da endet, wo kein Leuchtturm mehr zu sehen ist. München und Frankfurt gehören mithin – schon wegen der für Deutsche nicht verständlichen Idiome – eher zu Italien als zu Deutschland.Stefan Kunold, Bremen

Ganz einfach: Dort, wo die Schweiz aufhört. Wo Süddeutschland aufhört, ist dagegen schon schwieriger: Dort, wo Bayern anfängt, hört Süddeutschland auf jeden Fall auf, allerspätestens dort, wo man eher hässisch redet als rumschwäbelt.Jörg Schönfeld, Ex-Freiburger aus Lüneburg

Irgendwo im Hessischen (kann auf Sprachkarten genau lokalisiert werden) versickert die 2. Lautverschiebung auf dem Weg nach Norden. Südlich spricht man p-f in Apfel, nördlich Appel, Topf/ Topp, Pflaume/ Plaume. An dieser Sprachgrenze endet Süddeutschland.Walter Ditrich, Altheim

Liebe Katharina aus Hamburg: Ich weiß, daß für euch Hamburger Süddeutschland schon südlich der Elbe anfängt, aber das hieße, daß ich in Krefeld bei den Bayern leben würde. Ich meine, daß Süddeutschland ab Düsseldorf beginnt, weil die Leute dort so komisch drauf sind (Karneval, Modeschicki...). Außerdem ist es größtenteils rechtsrheinisch, und da ist schon Bonn.Jochen Krauße, Krefeld

Zur Beantwortung dieser Frage schlagen wir nach bei den Herren Goscinny und Uderzo in ihrem Asterix-Band „Der große Graben“, welcher bekanntlich als Parabel auf die Verhältnisse in Deutschland gelesen werden kann. Der tiefste und breiteste künstliche Graben, der Deutschland in Ost- West-Richtung durchschneidet und mithin in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, ist der Nord-Ostsee-Kanal zwischen Kiel und Brunsbüttel. Dich, Katharina Schwietering, Hamburg, kann ich also beruhigen. Du wohnst ganz sicher in Süddeutschland.Ove Jensen, Oldenburg

Für Hamburger sind die Verhältnisse doch einigermaßen klar: Süddeutschland fängt bekanntlich hinter Hamburg an, wenn nicht gar in Hamburg selbst. Aber vielleicht ist die Fragestellerin ja aus Süddeutschland zugezogen, und da die Hamburger keinen Tag vergehen lassen, sich, den Norden, Rudi Augstein und Heidi Kabel hochleben zu lassen, hat sie eventuell noch einige Schwierigkeiten mit den eigenartigen geographischen Vorstellungen der Bananen-Michels und Aal-Herberts, die sich in den Kolonien besser auskennen als jenseits des Elbtunnels. Sie stellen sich Hamburg sozusagen als Nullkoordinate der Geographie vor, und da Norden gut und Süden böse ist, fängt Süddeutschland rings um die Hansestadt an. Somit gehört aus dieser Sicht natürlich auch Schleswig-Holstein zum ideellen Gesamtsüddeutschland, mit Ausnahme von Travemünde vielleicht.

Hamburg selbst jedenfalls kann nicht in Süddeutschland liegen, gemessen am Wein, den die Ärmsten dort trinken müssen. Wenn es sich aber danach richtet, wo es nicht ständig regnet, dann fängt Süddeutschland wohl in Münster/ Westfalen an, denn darüber heißt es schließlich: „Entweder es regnet oder es läuten die Glocken.“ Aber es soll auch in Hamburg mal nicht geregnet haben. Näheres darüber weiß sicherlich Herr Gagel.

Für die Wiesbadener fängt Süddeutschland mitunter in Mainz an. Da hier die Städte aber alle ineinander übergehen, ist man manchmal morgens auf der bösen Seite und mittags wieder auf der guten. Die Beschimpfungen in Richtung Süden gleichen denen in Hamburg. Vielleicht verschätzen sich diese Leute aber genauso wie die Hamburger. Je länger ich darüber nachdenke, wird immer deutlicher, daß niemand in Süddeutschland sein Nest haben will.

In Wirklichkeit fängt Süddeutschland da an, wo die Leute kein „ch“ mehr aussprechen können und „wie“ und „als“ verwechseln, in Köln also.Albert Ernst, Wiesbaden

Das hängt vom Standpunkt des Betrachters ab – und von seinen Vorurteilen! Für einen Hamburger kann Hannover schon zu Süddeutschland zählen, während sich ein Hannoveraner als Norddeutscher (!) über die süddeutschen Kasseler mokiert. Denn das ist in diesem Zusammenhang ganz wichtig: Um sich von den wirtschaftlich stärkeren Bundesländern in Süddeutschland (Baden- Württemberg und Bayern) abzuheben oder gar zu rechtfertigen, werden diese schlichtweg zu Dialekthochburgen – des Hochdeutschen nicht mächtig – mit „Hinter- dem-Mond-Qualitäten“ erklärt. Köln liegt für Hannoveraner ganz klar in Süddeutschland, für den Kölner ist alles südlich von Köln, aber zumindest ab der Main-Linie Bayern.

Umgekehrt läuft es aber ähnlich ab. Norddeutsche Fischköpfe (!) leben für Süddeutsche u.U. schon in Frankfurt. Wenn es ganz hart kommt, liegt Karlsruhe für Freiburger schon im hohen Norden. Fazit: In Härtefällen zählt nur die eigene Stadt zu Nord- bzw. Süddeutschland, nördlich bzw. südlich der Stadtgrenzen beginnt das „Land der anderen“.Bettina Dörr, Freiburg, seit 4,5 Jahren in der Diaspora Hannover

Wie kommen Geigen in den Himmel, und welche (klimatischen) Auswirkungen hat ein Himmel voller Geigen? (10.10. 98)

Vor langer Zeit gab es sogenannte „Dünnbrettgeigen“. Sie waren so dünn, daß sie leichter wogen als Luft. Beim Spielen mußte man sie an einem Band um den Hals tragen, damit sie nicht aus Versehen ihrem höheren Streben folgten und gen Himmel stiegen. Ordinäre Nachbildungen dieser Halsbänder sind heute noch bei den Wandergitarren und Klampfen zu finden. Diese Instrumente trägt man jedoch um den Hals, damit sie nicht zur Erde fallen! Das Geheimnis der Dünnbrettgeigen ist leider genauso ungeklärt wie die Lackierung der bekannten Stradivaris. Die Berufsbezeichnung „Dünnbrettbohrer“ ist dagegen erhalten geblieben, aber im Ansehen erheblich ramponiert. Da im Laufe der Jahrhunderte nicht alle Dünnbrettgeigenspieler aufmerksam genug auf ihre flüchtigen Instrumente aufpaßten, machten die sich auf die Himmelsreise, blieben oben kleben und dienen seitdem den himmlischen Heerscharen als Abwechslung im langweiligen Halleluja-Singen. Im Mittelalter findet man eine Häufung dünnbrettgeigespielender Engel, was auf ein ausgeprägtes Problembewußtsein in dieser Zeit schließen läßt. Erst mit dem aufstrebenden italienischen Geigenbau wurde das Phänomen der Dünnbrettgeigen durch das Geheimnis der Stradivaris verdrängt. Heute reden wir noch von „sphärischen Klängen“ oder „himmlischer Musik“, wenn uns Tonfolgen besonders unter die Haut gehen, wissen aber deren Ursachen nicht mehr zu deuten. Ein starker Einfluß auf das Wetter ist diesen Instrumenten allerdings nicht nachzuweisen, wohl aber auf verschiedene Tränendrüsen, besonders bei Hochzeiten.Christa Eschmann, Celle

Da die Geigen einen Teil der Strahlung absorbieren, kommt es zu einer Verminderung der auf der Erdoberfläche ankommenden Globalstrahlung. Dies hat folgende Auswirkungen: 1. Eine geringere Erwärmung der Ozeane. Dadurch verringert sich die Verdunstung und damit der Wasserdampfgehalt (absolute Feuchte) der Atmosphäre. 2. Eine geringere Erwärmung der Landoberfläche. Dadurch verringert sich die Evapotranspiration. Außerdem nimmt die Konvektion ab, sommerliche Hitzetiefs über den nun weniger aufgeheizten Kontinenten werden schwächer, die sommerlichen Konvektionsschauer nehmen ab. 3. Eine niedrigere Lufttemperatur. 4. Der Lichtgenuß der Vegetation nimmt ab. Falls der Kompensationspunkt (zwischen Photosynthese und Atmung) zu häufig bzw. zu lange unterschritten wird, kann es zum Absterben kommen. Je nach Höhe, Dichte und Verteilungsmuster der Geigen kann dies Einfluß auf die Windgeschwindigkeit haben. Außerdem kann eine Beeinflussung bzw. Ablenkung der Hauptwindrichtungen und der Zyklonenzugbahnen stattfinden und damit auch Auswirkungen auf die Niederschlagsverteilung haben. Tropische Wirbelstürme hingegen wirken auf Geigen eher zerstörerisch, so daß es durch sie zu einer Abnahme der geigeninduzierten Effekte kommen könnte. Prognosen über Klimaänderungen sind jedoch schwierig, auch in der mathematischen Modellierung, da nicht alle Selbstverstärkungs- bzw. Rückkopplungseffekte und ihr Ausmaß bekannt sind. Zuerst ist jedoch eine Erfassung der Geigenverteilung und –dichte sowie deren Veränderung erforderlich, dies kann durch Satellitenfernerkundung geschehen. Als Maßnahme gegen eine eventuell zu starke Abkühlung der Erde würde sich anbieten, den Geigenhimmel durch Christo umspannen zu lassen – Transparentfolie würde einen Treibhauseffekt bewirken.Irene Gronegger, München