Ratlos auf der Wiese

■ Sport sucht Sponsoren – für alle außer den Fußballern ein hartes Brot / Sportforum

Der Tanzsport-Funktionär war verzweifelt. „Was können wir tun, um uns interessant zu machen“, fragte der Vertreter der TSG Bremerhaven in die Runde von Medienleuten und Sponsoring-Experten. Da gewinnen seine Jungs und Mädels seit Jahren internationale Titel und die Sponsoren zeigen der erfolgreichsten Formationstanz-Gruppe der Welt die kalte Schulter.

Der Hauptadressat dieser Klage beim Sportforum der SPD-Fraktion war Rudolf Brückner, Chefredakteur des Deutschen Sportfernsehens (DSF). Der Mann will nämlich partout kein Tanzen übertragen. Paßt nicht in die Zielgruppe des Privatsenders. Das sind nämlich Männer zwischen 14 und 49. Stattdessen gab Brückner den Rat, mal bei Make-Up-Produzenten um Sponsorengelder anzuklopfen.

Auch die Traditionssportart Handball hat es schwer mit dem Fernsehen, folglich mit den Sponsoren und folglich wieder mit dem Fernsehen, weil niemand einem Sender wie dem DSF die Übertragung bezahlen will. Frauenhandball, in Bremen nach den großen Zeiten der deutschen Serienmeisterinnen vom TuS Walle ein besonderes Thema, hat kaum eine Chance auf die Mattscheibe zu kommen. „Ich kann nichts dafür, wenn das niemand sehen will“, sagte der DSF-Chef. „Jenseits von Fußball gibt es nur Randsportarten“. Auch Formel 1 oder Tennis lebten nur von Helden wie Michael Schumacher oder Boris Becker. Es sei denn, es sind Welt- oder Europameisterschaften. „Events“ laufen immer, aber der Bundesliga-Alltag eben nicht.

Umso schwerer haben es da die Leute von Vereinen wie dem Bremer Männerhandball-Zweitligisten TV Grambke. „Wenn wir Firmen ansprechen, sagen die, kommt erstmal in die erste Liga“, sagt ein Vereinsvertreter. Im übrigen grase der Fußball-Bundesligist Werder Bremen die Bremer Sponsoren ab. Ein Vorwurf, den Werder-Schatzmeister Manfred Müller zurückwies. „Wir holen 50 Prozent unserer Sponsorengelder von außerhalb“. Rolf Sauerbier, als PR-Chef von Kraft Jacobs Suchard ein wichtiger Geldgeber, mahnte die Vereine, ihr Management zu professionalisieren und ihre Kräfte zu bündeln: „Wenn sie weiter auf ihrer kleinen Spielwiese spielen wollen, dann bleiben sie da“. Es müsse aber nicht jeder Sport ins Fernsehen. Wenn eine Sportart dann aussterbe, sei das auch nicht so schlimm. jof