Solidarisch neben Stadtwerke-Chef

■ Umweltsenatorin Wischer (SPD): Beim Klimaschutz und bei der Strombeschaffung geht es um die Zukunft der Stadtwerke

Eigentlich ist es nichts besonderes, wenn eine Aufsichtsratsvorsitzende gemeinsam mit einem Vorstandschef vor die Presse tritt. Aber daß gestern Umweltsenatorin Tine Wischer (SPD) demonstrativ neben dem Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum Platz nahm, darf man als Signal werten: In der Diskussion um das umstrittene Strombeschaffungskonzept der Stadtwerke steuert die Sozialdemokratin keinen Konfrontationskurs.

Zu den Vorstandsplänen, bis 2005 fünf Bremer Kraftwerke zu schließen, 400 Arbeitsplätze zu streichen und mehr Atomstrom von der PreussenElektra zu kaufen, wolle sie sich zu keiner „vorschnellen Bewertung hinreißen“ lassen, sagte Wischer. Diese vorsichtige Einschätzung änderten auch die acht als Totengräber kostümierten Stadtwerker nicht, die bei der Pressekonferenz im Stadtwerke-Haus an der Sögestraße die Kraftwerke symbolisch zu Grabe trugen und forderten, den Vorstandsbeschluß zurückzunehmen.

Wischer verhehlte die „erheblichen Probleme“ nicht, die ihr die Schließung des hochmodernen Kraftwerks Hastedt 15 bereiteten. Grundsätzlich habe aber der Stadtwerke-Aufsichtsrat schon 1996 einer Flexibilisierung der Strombeschaffung zugestimmt. Die Beratung über die Vorstandspläne stehe aber noch aus.

Anlaß für den Schulterschluß von Anteilseigner-Vertreterin Wischer und Stadtwerke-Chef war eine Klimaschutz-Erklärung der Stadtwerke. Das Unternehmen verpflichtet sich darin, bis zum Jahr 2010 seine Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid um 25 Prozent zu mindern und dafür ein halbes Prozent seines Umsatzes auszugeben. Hierbei geht es wie bei der Strombeschaffung um die Zukunftsfähigkeit der Stadtwerke, die sich hin zum Energie- und Umweltdienstleister entwickeln sollten, sagte Wischer.

Mit dem Programm soll der jährliche CO2-Ausstoß von sechs Millionen 1996 um 1,5 Millionen Tonnen sinken. Kommen noch die Effekte durch Schließung der Kraftwerke hinzu, halten die Stadtwerker 2,5 Millionen Tonnen für erreichbar.

Jochum selbst nutzte die Gelegenheit, auf die Widersprüchlichkeit der politischen Vorgaben hinzuweisen. Einerseits forderten die EU und die Bundesregierung Wettbewerb auf dem Strommarkt, andererseits lege die Stadt Wert auf teure Umweltmaßnahmen.

Konkret werden die Stadtwerke mit 4,5 Millionen Mark rund 20 Prozent mehr Geld für den Klimaschutz ausgeben als bisher. Unter anderem wollen sie neue Windkraftanlagen in Bremen fördern. Wer bis zum 6. November seine Öl- oder Kohleheizung durch eine Erdgasheizung ersetzen läßt, zahlt statt normalerweise 3.132 nur 1.566 Mark. Ab 1999 wollen die Stadtwerke ihren Kunden zu einem höheren Preis Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen anbieten und den Aufpreis in den Ausbau regenerativer Energien stecken. jof