„Was war los?“

■ Der Ex-Spitzenreiter der Bundesliga THW Kiel unterliegt überraschend beim Tabellenletzten VfL Bad Schwartau mit 21:23

Der unerwartete Ausrutscher der Seriensieger aus Kiel bei den Kellerkindern in Bad Schwartau hat den Verfolgern Mut gemacht. „Das ist gut für die Liga“, sagte Erik Veje Rasmussen vom Rivalen SG Flensburg-Handewitt. Die überraschende 21:23-Niederlage des Deutschen Meisters bei den bis dahin punktlosen Marmeladenstädtern zeigte auf, daß die Handball-Saison allen Unkenrufen zum Trotz durchaus spannend werden könnte. „Es gibt in der Bundesliga keine schlechte Mannschaft“, stellte Schwartaus Coach Milomir Mijatovic klar.

Das Kieler Star-Ensemble ist längst nicht unschlagbar. „Wir sind keine Übermacht in der Bundesliga. Wenn eine Mannschaft gegen uns Leistung bringt und wir sind nicht gut drauf, sind die Punkte weg“, stellte THW-Trainer Zvonimir Serdarusic fest. Eine „grausame“ Leistung attestierte der Coach später seinen Rückraum-Assen Magnus Wislander, Nenad Perunicic und Staffan Olsson. Nur acht der 21 Treffer gingen auf das Konto der ansonsten wurfgewaltigen Ak-teure. Lediglich Außenspieler Nikolaj Jacobsen konnte im schleswig-holsteinischen Derby auf seiten der Kieler überzeugen. Bad Schwartaus Torhüter Kürbis parierte 23 Würfe und einen Siebenmeter.

Nach der Pleite vor 3200 Zuschauern in der bis auf den letzten Platz gefüllten Lübecker Hansehalle beschönigte Serdarusic nichts: „Wir haben unsere Leistung nicht gebracht.“ Es war allerdings eine Niederlage, die den Kielern zu denken geben wird. Denn ausgerechnet in THW-Überzahl fiel die Entscheidung zugunsten der Gastgeber. Die Bad Schwartauer, die mit 20 Strafminuten doppelt soviel wie die Kieler kassierten, zogen in Unterzahl von 17:16 auf 20:16 davon. „Was war los? Die Antwort habe ich nicht“, gab sich auch Serdarusic ratlos. Denn die ansonsten so routiniert und abgebrüht aufspielenden Kieler hatten den VfL trotz aller Warnungen wohl unterschätzt.

„Der Sieg war enorm wichtig für unser Selbstvertrauen“, sagte Mijatovic, dessen Team zuvor drei Spiele nur denkbar knapp verloren hat. Der Trainer, der in Bad Schwartau alle Fäden in der Hand hält, war sich sicher: „Jetzt ist der Knoten geplatzt. Wir müssen auf diesem Niveau weitermachen.“ Auch Rasmussen, dessen Team genauso wie der THW Kiel 8:2 Punkte auf dem Konto hat, lobte die Schwartauer: „Die Mannschaft ist nicht so schlecht wie der Tabellenstand.“

Günter Schulz