Steinwüste in Niendorf

■ In Eimsbüttel wird heute das erste Hamburger Bürgerbegehren gestartet

Nicht neue Fixerstuben oder Flüchtlingsunterkünfte sorgen dafür, daß in Hamburg die Einwohner eines Bezirks erstmals gegen den Willen der Politiker aufbegehren, sondern eine Wiese in Niendorf. Sie soll, so sieht es ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan“ vom Juli dieses Jahres vor, mit 60 Eigentumswohnungen bebaut werden. Und das stinkt der Bürgerinitiative „Niendorfer für den grünen Ring“. Sie wird heute daher beim Bezirksamt Eimsbüttel das offiziell erste Bürgerbegehren Hamburgs anmelden. Anschließend wird die Initiative sechs Monate lang in Eimsbüttel Unterschriften gegen die Bebauung sammeln. Sind rund 5400 Eimsbüttler ebenfalls dagegen, kommt es zum Bürgerentscheid.

Schon 1961 wurde der „grüne Ring“, eine zusammenhängende Anzahl von Grünflächen nördlich des Niendorfer Zentrums, als Grün- und Erholungsfläche ausgewiesen. Im Hamburger Landschaftsschutzprogramm von 1997 ist der Grüngürtel, zu dem auch die strittige Wiese Ecke Wendlohstraße und Hadermanns Weg gehört, als „wohngebietsbezogener Freiraum“ aufgeführt.

Doch einige Grundstücke des Rings gehören nicht der Stadt, sondern sind in Privatbesitz. So auch die 12.000 Quadratmeter große Wiese. Hier sollen nun, so empört sich Claudia Petzoldt, eine der Initiatorinnen des Bürgerbegehrens, „60 Eigentumswohnungen in sehr massiven Wohnblocks“ entstehen.

Die bisherige Planung aber habe einen Park und einen Sportplatz für die nahegelegene Schule am Bindfeldweg vorgesehen. Die, so weiß Petzoldt, „platzt aus allen Nähten“. Die Schülerzahlen seien von 100 im Jahr 1985 auf heute 450 gestiegen. Oft müßten sich deshalb zwei Klassen im Unterricht einen Sportplatz teilen.

Außerdem, so Petzoldt, sei bei einer Bebauung der erste Teil des grünen Rings unwiederbringlich verloren. „Was einmal funktioniert, wird dann auch weitere Male funktionieren“, befürchtet die 38jährige Verwaltungsangestellte. „Bis Niendorf eine Steinwüste ohne Grünfläche und Spielplätze ist.“

Karin Flothmann