Konkurrenz vor der Haustür

Der Weg ist frei: Saga soll Tochter gründen und PförtnerInnen einstellen. Beschäftigungsträger fürchten um ihre Existenz  ■ Von Gernot Knödler

Der Weg zur Gründung einer neuen Hamburger Beschäftigungsgesellschaft durch die stadteigene Wohnungsverwalterin Saga ist frei. Die anderen Wohnungsunternehmen haben sich damit einverstanden erklärt, der Saga das „Großprojekt Pförtnerlogen“ (taz hamburg berichtete) zu überlassen, teilte die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) jetzt mit. Das habe eine Umfrage des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen ergeben.

Die Angst vieler Beschäfti-gungsgesellschaften, von den öffentlichen Fördertöpfen verdrängt zu werden, hat damit neue Nahrung erhalten. Denn die Saga soll eine eigene Gesellschaft gründen, in der 180 bis 300 Joblose als PförtnerInnen Arbeit finden könnten. Die Bundesanstalt für Arbeit würde jede Stelle mit knapp 2200 Mark fördern, die BAGS würde weitere 1300 Mark zuschießen.

Erste Pförtnerlogen sind bereits in den Hochhaussiedlungen Kirchdorf Süd und Neuwiedenthal eingerichtet worden. „Das hat sich unglaublich positiv bewährt“, sagt Saga-Vorstandsmitglied Willi Hoppenstedt. Die Hausgemeinschaften verloren an Anonymität, an den Gebäuden wurde weniger zerstört, die BewohnerInnen fanden Ansprechpartner und Langzeiterwerbslose einen neuen Job.

Die BAGS beschloß daraufhin, solche Stellen zu fördern. Der Vorteil der Saga gegenüber Beschäftigungsgesellschaften wie Hamburger Arbeit oder GATE: Sie ist näher am ersten Arbeitsmarkt, argumentiert die Behörde. Erwerbslose hätten daher größere Chancen, einen regulären Job zu finden. „Der Charme besteht darin, das Projekt dort anzusiedeln, wo die Leute möglicherweise übernommen werden“, schwärmt BAGS-Sprecherin Petra Bäurle und denkt dabei an private Unternehmen oder die Saga selbst.

Darüber hinaus hofft die Behörde, Geld zu sparen: „Wir decken nicht alle Kosten ab, die der Saga entstehen“, erklärt Bäurle. Die Zuschüsse würden niedriger angesetzt als bei anderen Trägern, denn die Saga könne auf eine bestehende Verwaltungsstruktur und eigene Büroräume zurückgreifen. Außerdem habe das Unternehmen ja selbst einen Nutzen von den PförtnerInnen.

Die Saga hat ihre Zustimmung noch nicht gegeben. Sie prüft noch, ob sich die Sache lohnt. Dabei setzt das Unternehmen vor allem auf Steuerersparnisse. „Wenn wir Geld sparen und das den Arbeitslosen zukommen lassen können, ist das ein tolles Argument“, sagt Hoppenstedt. Die Saga sei nicht auf Konkurrenz zu anderen Unternehmen aus. „Wir haben nichts gegen andere Beschäftigungsträger.“

Diese hatten bereits vor einem Konzentrationsprozeß gewarnt, als die Stadtreinigung im April mit dem Ansinnen auftrat, eine eigene Beschäftigungsgesellschaft zu gründen. „Der öffentlich geförderte Trägerbereich wird langsam schrumpfen“, sagt Gabi Gottwald von der Koordination Wandsbeker Beschäftigungsträger. Drängt ein neues Unternehmen in den Markt, müssen vor allem kleine den Laden dicht machen, befürchtet sie.