„Da bei der Flasche“

Doch, es gibt eine Rot-Kreuz-Station im Flughafen. Sie ist nur schwer zu finden, erfuhr  ■ Elke Spanner

Der Apotheker in der Shopping-Meile findet die Frage nach der Roten-Kreuz-Station auch „eine gute“ – nur beantworten kann er sie nicht. Freundlich verweist er auf den Informationsschalter in der Flughafenhalle, aus der ich soeben erfolglos in die Geschäftsstraße herabgestiegen bin. Die wüßten bestimmt, wo ich eine Sanitäterin finde.

Später wird sich herausstellen, daß der Mann recht hat, und daß er selbst den Weg nicht kennt, wird die Sanitäterin damit begründen, daß „die Apotheke ganz neu hier ist“. Das ist zwar eine überzeugende Erklärung, gegen einen Kreislaufkoller hilft sie allerdings nicht wirklich: Als ich mich auf die Suche nach einer Hilfsstation begebe, fühlt sich mein Körper an, als würde eine Ameisenstraße durch ihn gelegt. Von den Füßen herauf kribbelt es, und sind die Ameisen erst im Kopf, das weiß ich sicher, wird mir schwarz vor Augen. Also fahnde ich in der Halle nach einem Schild mit rotem Kreuz darauf. Um mich herum hetzen Menschen. Jeder scheint ein Ziel zu haben, nur ich nicht. Reisebüros gibt es und Flugschalter, Toiletten und einen Wickelraum, nur ein Kreuz, das gibt es nicht.

Die Ameisen durchkrabbeln schon meinen rechten Oberarm, als ich zumindest einen Computer mit einem großen „I“ darüber sichte. Hoffnung schöpfend eile ich auf ihn zu, wähle die Sprache „Deutsch“ und warte auf Anweisungen. Die bleiben aus. Irritiert drücke ich auf die Taste „Flughafen“, immerhin stehe ich ja in dessen Haupthalle. Das Gerät reagiert und bietet mir die „Sonstigen Dienste“ zur Auswahl an. Ich drücke darauf, als nichts passiert, nehme ich zur Bekräftigung meines Anliegens den Telefonhörer ab, der danebenhängt, und alles ist weg. Die Ameisen knabbern an meinem Hals.

Ich eile zurück zur Mitte der Halle, drehe mich wie ein Globus um die eigene Achse, als mein Blick an einer riesigen Tafel mit Schildern hängenbleibt. Und dort prangt ein Kreuz. Das ist zwar nicht rot, sondern grün, aber das kann ja auch ein Versehen sein, denke ich mir und eile die Rolltreppe runter, bis ich vor der Apotheke stehe und zurück auf Los geschickt werde.

Schließlich weist mir die nette Frau am Infoschalter den Weg „zu der Colaflasche“, denn hinter dem Getränkeautomaten liegt tatsächlich die Krankenstation. Als ich endlich dort ankomme, geht es mir plötzlich wieder ganz gut. Ob Aufregung gut gegen Kreislaufschwäche ist?