Jochbeinbruch nach Polizeikontrolle

■ Fahrradkurier beklagt schwere Verletzung nach Faustschlägen in Gefangenensammelstelle Friesenstraße. Polizei streitet Vorwürfe ab

Unter schweren Verletzungen im Gesicht leidet der Fahrradkurier Norbert E., seit er vor zwei Wochen von Polizeibeamten zur Blutprobe mitgenommen wurde. Nach E.s Angaben haben ihn die Beamten ins Gesicht geschlagen. Ärzte im Urbankrankenhaus diagnostizierten einen Jochbeinbruch.

Nach Angaben des Fahrradkuriers wurde er in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober zunächst von zwei Männern in der Kreuzberger Manteuffelstraße angegriffen. Sie warfen ihm vor, mit seinem Fahrrad ihren Seitenspiegel am Auto beschädigt zu haben. Nach kurzer Rangelei habe sich die Situation jedoch beruhigt und die Beteiligten beschlossen, die Polizei zu rufen.

Schon am Tatort machten die herbeigerufenen Beamten laut E. abfällige Bemerkungen über Radfahrer und insbesondere über Fahrradkuriere. Da E. Alkohol getrunken hatte, wurde er zwecks Blutentnahme zur Gefangenensammelstelle in die Friesenstraße gefahren. Im Hof der Dienststelle angekommen, sei er aus dem Bus gezerrt und ins Gebäude gebracht worden.

Dort sei er zu Boden geworfen worden, die Beamten hätten ihm Schuhe und Brille abgenommen. Nach einigen Minuten sei er dann unter Stößen in den Rücken zur Blutentnahme gebracht worden. Dort hätten vier Beamte ihn mitsamt dem Stuhl erneut zu Boden gerissen und ein Arzt habe dann die Blutprobe entnommen. Während der gesamten Behandlung leistete E. nach eigenen Aussagen keinen Widerstand und betonte immer wieder, daß er dies auch nicht vorhabe.

Nachdem E. mehrmals ohne Erfolg Dienstnummern und Namen der Beamten verlangte, sei er von zwei Polizisten nach draußen befördert worden. Als E. auf dem Hof noch mal nach Namen und Dienstnummern fragte, habe ihn einer der beiden mit der Faust mehrmals ins Gesicht geschlagen. Die Beamten hätten zunächst ihn und dann seine Unterlagen sowie zwei Kärtchen mit Dienstnummern auf die Straße geworfen.

Tags darauf ging E. ins Urbankrankenhaus. Dort wurde der Jochbeinbruch diagnostiziert. Einen Tag später mußte E. operiert werden. Seitdem klagt E. über Kopfschmerzen und kann nicht mehr als Kurier arbeiten.

Das Polizeipräsidium bestätigte auf Nachfrage der taz die Vorfälle auf der Dienststelle, stellte den Sachverhalt jedoch anders da. E. habe unter „erheblichem Alkoholeinfluß“ gestanden, sagte Polizeisprecherin Susanne Wuttig. Zudem habe er sich „äußerst agressiv“ verhalten und sich gegen die Blutentnahme „erheblich gewehrt“. Nach Angaben Wuttigs soll E. einen Polizeibeamten verletzt haben, so daß dieser vom Dienst abtreten mußte. Gegen E. wurden Verfahren wegen Körperverletzung, Widerstand und Beleidigung eingeleitet, so Wuttig. Zu den konkreten Vorwürfen der Faustschläge wollte sich Wuttig mit Hinweis auf das schwebende Verfahren nicht äußeren. Thomas Müller