Partytime vor dem Spiel Werder-Marseille

Das verführerische käsig-salatige Büffet, welches das Fan-Projekt e.V. liebevoll für ihre Fan-Verbrüderungsparty zusammenstellte, war noch kurz vor Spielanpfiff relativ unverwüstet. Fußballfans nuckeln eben lieber an fettigen Bratwürsten als an edlen Spezereien. Trotzdem stellten sich im Ostkurvensaal mit seiner anmutigen luftballonverzierten 50er-Jahre-Kegelclubatmosphäre schon ab 17 Uhr viele deutsche und französische Fußballfreaks ein.

Mit einer Flugblattaktion untertags hat man Blau-weiß-Beschalte aus der Rechtsradikalenhochburg Marseille schnell noch zur Vorab-Party gelockt. Willy Lemke schaute auch kurz vorbei. Unbeschalt, aber gut gelaunt. Hooligans sind in Bremen nicht mehr das Problem, meint Thomas Hafke vom Fan-Projekt. Trotzdem gibt es Sinn, weiterhin an einer Atmosphäre zu arbeiten, die weniger nach Kampf als nach Gaudi schmeckt. Besser als die Ska-Band „Tatort“ könnte man das nicht machen: punkige Härte, aber sonnig gelaunt – die akustische Übersetzung des idealen Fans.

Dieser sucht in ausliegenden Fotoalben nach dem eigenen Antlitz in der Masse, damals beim sowieso-Spiel in sowieso. „Da, das bin ich.“ Der Fotoverkäufer meint, daß man „in Italien locker 1.500 Fotos losschlagen könnte, hier dagegen nur etwa 150“; das Foto für eine Mark. Unterschiedliche Fankulturen. Die beiden Dolmetscher vom Institut Français leiden nicht unter Arbeitsüberlastung. Schließlich ist man nicht hier, um angestrengt kulturellen Austausch vorzunehmen.

Den Doppel-Fan-Schal mit Werder- und Marseillemuster findet Thorsten aber gut und schön. Daß man an Wolfgang Sidkas Stuhl sägt, findet er hingegen nicht schön, eher typisch deutsch: „Leistungsmoral“. „Mit den Spitzenclubs kann Werder eben zur Zeit nicht mithalten. Keine Frage mangelnden Willens, sondern mangelnder Stars.“ Die 45 Mark Eintritt spart der Teenie gerne. Soviel muß wahre Liebe schon wert sein. bk