Szenen einer Kunst-Ehe

■ Auf schmalem Grat zwischen klassischer Kunst und High-Tech: Thomas Hubers Ausstellung „Das Problem“ in der Galerie Gebauer

„Figur“ und „Grund“ bilden ein Paar, das in der Kunstgeschichte zu allerhand Ruhm gekommen ist. Bei Thomas Hubers Ausstellung in der Galerie Gebauer spielt sich zwischen den beiden comicmäßig stilisierten Begriffen ein Ehedrama der klassischen Art ab. Unter dem Titel „Das Problem“ tragen sie ihre Entzweiung vor dem Betrachter aus und haben am Ende doch noch einen letzten Rest kunsttheoretischen Lehm parat.

Auf einem großen Wandgemälde posieren die zwei vor einem Text, der die Szene verdeutlichen soll: „Ich gehe weg...“, sagte sie... Nun mag es für Außenstehende allerdings ein wenig unverständlich erscheinen, warum die metaphorisch dargestellten Figuren sich unbedingt in einer Epoche zerstreiten müssen, in der durch Begriffe wie Sampeln oder virtuelle Realität alle formalen Differenzen irgendwie zueinander passen.

Der 1955 in Zürich geborene Thomas Huber, der an der Kunsthochschule in Braunschweig unterrichtet und sich schon länger mit erfundenen Raum-und-Text- Konstellationen beschäftigt, hat weitreichende Antworten parat. Von Zeichnung und Aquarell wechselt er dabei galant zu den universellen Ausdrucksformen der 3-D-Animationsprogramme, zeigt aber von deren komplexen Anwendungsmöglichkeiten nur feine Ausdrucke.

Die Betrachter blicken in Städte, in denen es kaum Menschen gibt, dafür aber allerlei Theorien, die an die Wände virtueller Häuser geschrieben wurden, als gäbe es um „Das Bild“ oder „Theater/Schlaf“ einen erbitterten Wahlkampf zu führen. Nur, wer sollte sich für das eine oder andere entscheiden, wenn die Figuren zu schweren Bronzeblöcken erstarrt sind? Lediglich eine einzige Figur macht in ihrem merkwürdigen Grinsen einen recht munteren Eindruck. Trotzdem schaut sie eher wie eine Groteske vom hohen Podest herunter.

„Das Problem“ ist eine Gratwanderung zwischen klassischen künstlerischen Ausdrucksformen und High-Tech-Animationen. Obwohl sich laut Galerist im Computerbereich einiges an Forschungsgeldern lockermachen ließe, konnten bislang Aquarelle und Zeichnungen immer noch besser überzeugen.

Die Ausstellung sucht nach einer Symbiose, in der sich Bild und Haus zu einem ästhetischen Ganzen verbinden. In dem Text „Ein Bild wie ein Haus, so groß“ gesteht der Künstler ausdrücklich seine Vorliebe für Bilder und Häuser. Ungeachtet des Baumes, des Menschen oder der Wiese interessieren ihn bei seinen Wegen durch die Stadt mehr die Fassaden von Gebäuden: „Weil Schauen auch Wohnen bedeutet, wohne ich in Bildern, so wie ich in Häusern wohne“, schließt der Künstler. Norman Lindner

Thomas Huber: „Das Problem“, bis 7.11., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Galerie Gebauer, Torstraße 220