■ Mit mächtigen Finanziers auf du und du
: Internationale Klasse

Berlin (taz) – Wer sind die mächtigsten Männer der Welt? Je nach Prioritäten gibt es hier ganz verschiedene Listen. Für die Geldbranche hat nun das Fachmagazin Global Finance eine Top-600-Liste veröffentlicht. Das sind nicht einfach die reichsten Männer der Welt – obwohl Microsoft-Gründer Bill Gates und der Sultan von Brunei als der Welt Reichster und Zweitreichster in der Liste auftauchen. Tonangebend sind vielmehr Bankchefs und Konzern-Finanzleute, die immer neuen Schwung in das Geldkarussel bringen.

60.000 Leute bilden demnach die oberste Stufe des weltweiten Finanzmanagements – eine neue supranationale soziale Klasse, wie das Magazin seiner eigenen Klientel den Bauch pinselt. Die 600 Größten dieser Klasse kommen aus 65 Ländern und Bereichen wie „Offshore“ – sie entziehen sich in Steuerparadiesen nationalem Zugriff. Prominentestes Beispiel sind hier die Manager des Quantum- Fonds von George Soros.

Ganz oben auf Nummer eins steht Alan Greenspan, der Chef der US-Notenbank und Herr über den Dollar. Dahinter folgt der Gebieter der zweitwichtigsten Währung der Welt, dem Renminbi: Zhu Rongji ist Premierminister und Wirtschaftszar der Volksrepublik China, Ostasien zittert vor einer Abwertung der Währung des riesigen Landes. Auf Nummer drei folgt Maurice „Hank“ Greenberg. Er würde nicht einmal in den milliardärsverliebten USA auf der Straße erkannt, gebietet aber mit der American International Group über die „am meisten globale Finanzfirma der Welt“ und ist in 130 Ländern präsent.

Als mächtigster Deutscher steht Rolf-Ernst Breuer als Nummer elf in der Liste. Der Chef der Deutschen Bank findet weiter hinten auf den Plätzen auch Bosse von Dresdner und Commerzbank ebenso wie die Bosse von VW, Krupp- Thyssen, Hoechst und SAP.

Siemens oder die mächtige Münchner Rückversicherung hingegen fehlen – sie sind den Juroren zu konservativ, um prägend auf die internationale Finanzwelt zu wirken.

Insgesamt finden sich nur 16 Deutsche in den Top 600. Ähnlich unterrepräsentiert – gemessen am riesigen Bruttosozialprodukt ihrer Länder – sind die Japaner mit 15 Finanzmanagern vor allem aus der dortigen Regierung. Da hat Hongkong mit 21 Leuten mehr zu bieten. Und alles beherrschend sind die Angelsachsen, die etwa ein Drittel der Kandidaten stellen. Am meisten unterrepräsentiert aber sind Frauen: von ihnen kommt nur eine Handvoll in der Hitliste vor. Reiner Metzger