„Grundsätzlich anders“

■ Lübecks umstrittener Bürgermeister Bouteiller kündigt seinen Rückzug an

Lübecks Bürgermeister Michael Bouteiller (SPD) wird nicht erneut für sein Amt kandidieren. Am Wochenende kündigte er überraschend an, nach dem Auslaufen seiner Dienstzeit im April 2000 nicht mehr als Verwaltungschef zur Verfügung zu stehen. Noch vor wenigen Wochen hatte er eine erneute Kandidatur angekündigt. Auf der Kreisvorstandssitzung der SPD begründete Bouteiller seinen Schritt mit Meinungsverschiedenheiten zwischen ihm und den Spitzen von Partei und Fraktion. „Ich beurteile den Weg, den Lübeck in den nächsten Jahren gehen sollte, grundsätzlich anders“, so Bouteiller.

Der Verwaltungsjurist, seit 1988 Bürgermeister der Hansestadt, ist in den eigenen Reihen umstritten. Vor allem in der Flüchtlings- und Asylpolitik war er immer wieder auf Distanz zu seiner eigenen Partei gegangen. So hatte er nach dem Brandanschlag auf das Asylbewerberheim in der Hafenstraße im Januar 1996 ein Bleiberecht für die Überlebenden gefordert. Nachdem er dem schleswig-holsteinischen Innenminister Eckehardt Wienholtz (SPD) öffentlich zugerufen hatte: „Ich schäme mich, mit Ihnen in einer Partei zu sein“, hatte der Kreisverband der Lübecker SPD ihn gerügt: „Abweichende Meinungen (...) dürfen nicht dazu führen, daß sozialdemokratische Mandatsträger sich öffentlich Vorwürfe bezüglich ihrer Haltung zur Anwendung des Aylrechts machen.“

Der Lübecker CDU-Fraktionschef Klaus Puschaddel begrüßte erwartungsgemäß Bouteillers Entscheidung. Seine Kandidatur für das Bürgermeisteramt hat der Landtagsabgeordnete Bernd Saxe angekündigt. Er gilt als Vertreter des Wirtschaftsflügels der SPD.

Elke Spanner