Kampf gegen verteufelte Uni-Rankings

■ Wissenschaftsrats-Mitglied Karl Ulrich Mayer zu Gast an der Kaderschmiede Uni Bremen, die noch immer an ihrem roten Schmuddel-Image aus den siebziger Jahren leidet

Die Uni gibt sich redlich Mühe. Das rote Schmuddel-Image der siebziger Jahre hängt der Uni-Leitung immer noch am Rockzipfel wie ein unliebsamer Popel im Nasenhaar. Deshalb startete diese Woche eine Veranstaltungsreihe, die nach Entwicklungsperspektiven für die Bremer Universität fragt. Ziel der Übung: Wichtige WissenschaftlerInnen sollen nach Bremen gelockt werden, um davon überzeugt zu werden: Wir in Bremen sind nun beim besten Willen nicht mehr, was wir mal waren. Diese Erkenntnis sollen sie dann in die Welt tragen.

Zum Auftakt der Reihe besuchte also Karl Ulrich Mayer den Sitzungssaal im Rektorat. Mayer ist nicht nur Chef des Max-Planck-Institutes für Bildungsforschung in Berlin, sondern gleichsam Mitglied der wissenschaftlichen Kommission des Wissenschaftsrates, der Einflüsterorganisation der Bundesregierung in Hochschul-Fragen. Das macht Mayer zu einer wichtigen Nummer in der scientific community und zu einem, der bei politischen Grundsatz-Entscheidungen mitmischt.

In der ersten Gesprächsrunde hatte Mayer die Gelegenheit, vor bremischen Wissenschaftspolitik-Insidern die Empfehlungen des Wissenschaftsrates darzustellen, die während der letzten Legislaturperioden erarbeitet wurden. „Studiengebühren sollten nicht tabuisiert werden“, wenn sie sozialverträglich abgefedert würden, war da zu hören. Eine Differenzierung zwischen Forschungs- und Lehruniversitäten sei „überfällig“, und auch über den Rückzug des Staates aus den Hochschulen stehe eine Entscheidung an. Mehr Markt auch an der Universität – einfach unvermeidbar.

Aber es waren auch Zwischentöne zu hören. Fächerschließungen seinen nicht damit zu begründen, daß auf dem Arbeitsmarkt dieses Studienfach nicht mehr nachgefragt würde, sagte Mayer. Denn die Akademiker-Arbeitslosigkeit sei immer noch vergleichsweise gering und betreffe weniger die Studienabgänger als vielmehr Frauen jenseits der 50. Die „Fachhochschulisierung“ beäugt Mayer ebenso mißtrauisch wie die Einführung von Kurzzeitstudiengängen. Und: „Über die Lehre wird unter den Professoren mehr gelogen als über die Fernsehgewohnheiten der eigenen Kinder.“

Die Bewertung der Lehre und der Uni, das war das wichtige Stichwort für die zweite Runde des Gesprächskreises, der dann auf ein familiäres Dutzend abgeschmolzen war. Denn unter einer Begebenheit leidet die Uni ganz besonders: Bei deutschlandweiten Uni-Rankings von „Spiegel“ oder „Focus“ schnitten die Bremer nicht besonders ab. Der Wunsch nach bundesweiten und wissenschaftlich fundierten Kriterien für solche Untersuchungen war auf einmal unüberhörbar. Doch auch der Wissenschaftsrats-Mann konnte nur bedingt Hoffnung auf Gegenargumente für die schlechte Positionierung der Bremer in der Vergangenheit machen: „Das Geschäft der Rankings werden sich die Printmedien nicht aus der Hand nehmen lassen“, so Mayer. Daß subjektive Empfindungen, alte Vorurteile und Symbole in solche Bewertungen mit einflössen, ließe sich auch in Zukunft kaum vermeiden.

Eine Einsicht, die dem obersten Bremer Wissenschaftsplaner, Rainer Köttgen, so gar nicht schmeckte: „Der Fallturm könnte auch innen hohl sein – aber auf einmal wird die Bremer Uni als eine Institution wahrgenommen, die Ingenieurwissenschaften macht. Das ist doch verrückt.“ cd