Eher seltsame und fremde Menschen

■ Ein neues Jungmenschenmagazin wagt sich an den Brückenschlag zwischen Pop, Politics und Product-Placement: "Park" will kalkuliert oberflächlich sein - und ist sehr ehrenvoll, angenehm zurückhaltend, aber

Die einen machen auf Hauptstadt und diskutieren auf Messen und Kongressen über „Innovationen im Printbereich“. Die anderen stehen und reden nachts in irgendwelchen Bars auf dem Hamburger Kiez und machen sie dann einfach, die neuen Printmedien. Wie eben das ab heute zum ersten Mal an den Kiosken ausliegende Park, ein Magazin, das sich schon seit einigen Wochen in Anzeigen als „die neue Zeitschrift für Pop-Hysterie, Politikverdrossenheit und Product-Placement“ vorstellt.

Sowas nennt man wohl Ironie, eine von der groben Sorte, die aber ungefähr darauf hinweist, um was es in Park geht. Chefredakteur Klaus Vogt, ganz früher einmal Redakteur beim Techno-Magazin Frontpage, will ein Magazin machen, das „Pop-Reader, Nachrichtenmagazin und Style-Katalog“ sein soll: „Nicht so diskursiv und akademisch wie die Spex, nicht parteipolitisch, sondern alltagspolitisch, und kalkuliert oberflächlich“. Mit anderen Worten: Park will Politik wieder funky werden lassen, die Politik in den Pop zurückbringen und sich den Spaß am Konsum trotzdem nicht verderben lassen. Dafür gründete Vogt zusammen mit zwei Kollegen den „rush media“-Verlag, überzeugte den Trendzeitschriftenverlag „B+D“ (Snowboarder, Inline), sich zu beteiligen, und organisierte die Arbeit an Park, das in einer vorsichtig kalkulierten Auflage von 50.000 herauskommt und alle zwei Monate erscheinen soll.

Liest und blättert man sich durch die erste Ausgabe, bekommt man in einem angenehm zurückhaltenden und übersichtlichen Layout zuerst in leider nur sehr kleinen Häppchen „die neuen Gesichter“ (Editorial) präsentiert: die üblichen Verdächtigen wie Tim Staffelt, Yoshinori Sunahara, Steffen Wink oder Econy-Chefredakteurin Gabriele Fischer – allesamt Leute, deren Agenturen und Promo-Abteilungen sich über die profilfreien Texte sicher freuen werden.

Die längeren Geschichten sind da schon besser, sie sind sorgfältig geschrieben und recherchiert und bilden wohl den Kern des politischen Teils, der ein „Comeback der Politik“ (Vogt) signalisieren soll: Die neue APO, der Umbau des Bundesgrenzschutzes, die neue Nutzung des Kernkraftwerks in Kalkar. Alles sehr ehrenvoll, alles aber auch sehr durcheinander. So recht verschmelzen mögen sie jedenfalls nicht, die drei großen Ps. Daß der im dritten Teil auftauchende „Produktteil“ sehr beliebig ist und dort wie üblich Trends bemüht gesetzt werden sollen (Tee, Tubenkosmetik, Spieluhren, Heavy-Metal-Mode etc.), versteht sich fast von selbst. Daß man aber in „Vision Impossible: Ideenhauptstadt Berlin“ nicht schon wieder Leute wie Marc Wohlrabe oder Klaus Biesenbach vorstellt, sondern unter anderen auch eher seltsame und fremde Menschen, macht Park dann doch immens sympathisch.

Da vergißt man schon mal üble Gedanken wie den, daß Park ganz gut auch eine neo-liberale Kopfgeburt von Marc Wohlrabe und Guido Westerwelle sein könnte. Und vielleicht wird es dann in irgendeiner fernen Zeit wirklich mal etwas mit dem Traum aller stylebewußten, jungen deutschen Medienschaffenden, endlich auch ein deutsches The Face oder i.D. am hiesigen Zeitschriftenmarkt zu etablieren. Gerrit Bartels