■ Bitte!
: Den Schal umlegen

Danke, Helmut Kohl! sagte die taz in einer Serie vor der Wahl. Jetzt kommt Rot-Grün, und wir lassen prominente und andere kompetente Menschen „Bitte!“ sagen. Was ist Ihr dringendster Wunsch an Rot-Grün? Warum halten Sie ihn für realistisch?

Der frühere Bundeskanzler Kohl besaß die Unverfrorenheit, bei seinem China-Besuch die Armee-Einheit zu begutachten, als hätte diese nie Demonstranten auf dem Tiananmen- Platz niedergeknüppelt. Er weigerte sich beharrlich, den Friedensnobelpreisträger, den Dalai Lama, in Deutschland zu empfangen – wohl, um seine kommunistischen Freunde nicht zu vergrätzen.

Der frühere Außenminister Kinkel hatte zwar, wenn auch nur widerwillig, den Dalai Lama empfangen. Aber er besaß die Taktlosigkeit, den ihm überreichten weißen Seidenschal – eine Geste des Respekts und der Freundschaft – sich nicht umlegen zu lassen.

Gestern ist der Dalai Lama für einen einwöchigen Deutschlandaufenthalt in Hamburg eingetroffen. Jetzt haben Sie, Herr Schröder und Herr Fischer, die Chance, es nicht nur besser, sondern auch anders zu machen: Empfangen Sie den Dalai Lama von Tibet mit gebührendem Respekt – diese Bitte kostet kein Geld.

Michael Alexander engagiert sich beim Tibet Information Service in Langenfeld im Rheinland Foto: privat

Mit der bloßen Entgegennahme des Schals ist es aber nicht getan: Bringen Sie die Frage der Menschenrechte in Tibet und China immer wieder zur Sprache – solange bis das chinesische „Parlament“ die UN-Klausel zu Menschenrechten ratifiziert. Michael Alexander