UN will Haie vorm Kochtopf retten

■ Rund 20 Haifischarten sind bedroht, weil sie ihrer Flossen wegen gejagt oder als Beifang aus Versehen mitgefangen werden

Berlin (taz) – Schillerlocken und Haifisch-Flossensuppe könnten in naher Zukunft von den Speisezetteln verschwinden. Nach Angaben der UN-Ernährungsorganisation FAO werden weltweit mehr Haifische gefangen als aufwachsen können. Ein „Internationaler Aktionsplan für den Schutz und die Nutzung von Haifischen“ soll deshalb auf der Fischereitagung der FAO verabschiedet werden, die seit gestern in Rom stattfindet. Bis Freitag beraten dort Delegierte aus rund 80 Staaten sowie Nichtregierungs- und Fischereiorganisationen außerdem über ein Abkommen, das die Kapazitäten der internationalen Fangflotten verkleinern soll. Über eine Million Schiffe fischen weltweit die Meere leer, schätzt die FAO. Nur wenn Fangschiffe abgewrackt würden, könnten sich die Bestände wieder erholen. Eine dreiviertel Million Tonnen Haifisch wird jährlich angelandet – nahezu dreimal wie noch 1950. Kritisch ist das vor allem, weil Haifische sich nur langsam vermehren und es daher Jahre dauert, bis sich ausgedünnte Bestände wieder erholen. Nach FAO-Erkenntnissen sind 20 der insgesamt 100 befischten Haifischarten betroffen. Darunter auch der Dornhai, der hauptsächlich in der Nordsee und im Atlantik gefangen wird.

Haifische werden meist nicht direkt gefischt, sondern sind Beifänge beim Thunfisch-, Schwertfisch- und Tintenfischfang. Die Fangflotten Japans, Chinas und Taiwans ziehen so die meisten Haie an Bord. Aber auch die USA, Frankreich, Großbritannien und Spanien fischen nach Haien. Viele Tiere werden lebendig zurück ins Meer geworfen, nachdem ihnen die Flossen abgeschnitten worden sind. Haiflossen gehören zu den teuersten Fischprodukten und sind vor allem in Asien für eine Suppenspezialität begehrt.

Bis jetzt gibt es nur in wenigen Staaten Auflagen und Schutzbestimmungen für den Haifischfang. Der jetzt zur Abstimmung vorgesehene erste internationale Aktionsplan verpflichtet die Unterzeichnerländer jedoch zu nichts. Auf freiwilliger Basis soll jeder Staat ein Gremium einrichten, das den nationalen Haifischbestand erfaßt und ab 2001 jährlich nationale Fangpläne veröffentlicht. Ziel des Aktionsplans ist auch, die Fischerei zu stoppen, die allein auf die Flossen abzielt.

Die Umweltorganisation WWF sieht die Hauptursache der Überfischung in der Subventionierung der Fischereiflotten. Allein in der EU würde die Fischerei mit fast 1,5 Milliarden US-Dollar gestützt. Regine Wlassitschau