Klein ist fein beim Ökostrom

■ Studie untersucht Stromerzeuger auf Umweltverträglichkeit: Stadtwerke sind empfehlenswert, große Atomstromkonzerne nicht

Berlin (taz) – Stadtwerke schneiden bei einer Beurteilung der Stromerzeugung nach ökologischen Kriterien weitaus besser ab als die großen Stromkonzerne. In einer Studie, die das Magazin Öko- Test zusammen mit Greenpeace und der Fachzeitschrift Solarthermen erstellt hat, gelten nur die Stadtwerke von Nürnberg, Hannover, Karlsruhe, Lemgo, Saarbrücken und Schwäbisch Hall als „empfehlenswert“. Die großen Energieversorgungsunternehmen (EVU) wie RWE, Bayernwerk, PreussenElektra oder HEW, die etwa 80 Prozent des Stroms in Deutschland liefern, gelten dagegen als „nicht empfehlenswert“.

Hintergrund der Studie ist die Liberalisierung auf dem deutschen Strommarkt, nach der seit Ende April zumindest theoretisch jeder Stromkunde seinen Lieferanten frei wählen kann. Die Auswahl solle den LeserInnen zeigen, „wo sie saubere Energie bekommen“, so Öko-Test. Von 24 Stromerzeugern bekamen neben den sechs Stadtwerken noch die Berliner Bewag und die Stadtwerke München das Prädikat „eingeschränkt empfehlenswert“, als „weniger empfehlenswert“ gelten die GEW Köln und die Isar-Amperwerke. Die restlichen 14 Stromerzeuger erhalten den Schwarzen Öko-Peter: Sie produzieren den Strom demnach mit zuviel CO2-Ausstoß und stellen zuwenig Anreize für Energiesparen bereit. Das Sparpotential ist beträchtlich: Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland nach Angaben der Vereinigung Deutscher Elektrizitätswerke (VDEW) 440 Milliarden Kilowattstunden Strom verbraucht, 0,9 Prozent mehr als 1996.

Errechnet haben die Zeitschriften und Greenpeace die Öko-Liste nach einem Punktesystem, das sich in die Bereiche Energiesparen, erneuerbare Energien und Stromerzeugung gliedert. Pluspunkte gab es etwa dafür, wenn bei der Stromerzeugung weniger als die durchschnittlichen 690 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde in die Luft geblasen wurden, wenn möglichst viel Strom selbst erzeugt und nicht aus dem Ausland eingekauft wurde, wenn die Unternehmen Energiesparen oder regenerative Energien fördern. Minuspunkte dagegen brachte der Einsatz von Atomstrom oder die Förderung von Nachtspeicheröfen.

Neben der Liste ergab die Berechnung auch andere Details über die Stromwirtschaft. So fällt der größte CO2-Ausstoß im Osten Deutschlands an, wo die Veag flächendeckend Braunkohle verstromt. Den meisten hochradioaktiven Atommüll produziert die PreussenElektra, und der Anteil des Atomstroms ist in Hamburg am höchsten: Drei Viertel des hanseatischen Stroms stammen aus den Atomkraftwerken des Energieversorgers HEW. Bernhard Pötter